Heut um 17.00 Uhr im Wilhelm 13 in Oldenburg: 3. Teil der Buchpremiere von Reinhard Rakow

Reinhard Rakow liest “Nagelschläge”

 

 

R. Rakow - G. Böhm

Zwei neue Romane von Reinhard Rakow
Finale der Doppelbuchpremiere in Wilhelm13

 

Der alternde Hobby-Schriftsteller Reinhard Raimer arbeitet an einem Roman über den alternden Hobby-Schriftsteller Egmont Eckhard, einen verkrachten Architekten, der an einem Roman arbeitet über den alternden Hobby-Schriftsteller Thomas Trapp, einem Arzt vor dem Ruhestand; sie alle versuchen, Verleger für das Buchprojekt zu gewinnen. Das ist das Tableau für Reinhard Rakows Erzählung “Nägelschläge” – mehr als nur ein postmoderner Versuch über die Bedingungen literarischen Schreibens. Was selbstironisch, schräg und witzig bis zum Galgenhumor beginnt, wendet sich zusehends zu einer Reflektion über existenzielle Fragen. Formal fließend zwischen Sprachexperiment und elaboriertem Duktus, begegnet der Text dem Leser sprachlich wie inhaltlich mit großer Wucht.

Aus dem im Original über 200 Buchseiten starken Text hat Rakow für die Lesung in “Wilhelm13″ eine Fassung für ca. 90 Minuten erarbeitet, inklusive musikalischer Randbemerkungen von Gerhard Böhm – Perkussion und Peter Löffler – experimentelle Gitarre, Electronics und Alltagsgegenstände.

Die Lesung ist Bestandteil einer außergewöhnlichen “Doppel-Buch-Premiere” — Rakow präsentiert nämlich gleich zwei neue Romane, “atem~pause” und “Konzert im Schloss”. Nach Lemwerder, Seefeld, Berne, Dötlingen und Edewecht bildet die Lesung in “Wilhelm13″ das Finale einer zweiwöchigen Tour mit Premieren-Lesungen.

Leseproben:
Am Tag, als Eckhards Sprache starb, gaben sie Schubert zum Abend. Über die Aufführung waren im Verlaufe der folgenden Woche im Morgenblatt einige Zeilen zu lesen, die Kleidung des Sängers betreffend. Den Tod von Eckhards Sprache hingegen schien nie­mand bemerkt zu haben, zu Beginn womöglich nicht einmal er selbst, was sich daraus erklären mag, dass er selber ihr nie wirklich vertraute. Man darf sogar vermuten, sie sei noch eine Zeit lang zu vernehmen gewesen, scheinlebendig, eine Untote gewisser­ma­ßen, die ihm doch bereits schon vorher unter der Zunge beziehungsweise unter den Händen verschie­den war wie ein Kranker dem Arzt auf dem Tisch, wie der Glaube einer Religion unter den Zwängen des Ritus.

gould, er sang lieder von mahler, wenn er traurig war im zoo von toronto wenn er traurig war am klavier von seiner mutter hatte er das gelernt, gould wollte es sich nicht abgewöhnen, es war ein stück von ihm, sagte er, es oder sie, wenn ers verlöre, er könne nicht mehr spielen, nie mehr spielen, diesen teil seiner selbst wegzugeben, das singen sich abzugewöhnen, das mitsummen und -grummeln, diese schräge unver­nünftge marotte, sich ihrer zu berauben, das sei das ende ende er hob die hände beim spielen nicht an er drosch nicht er streichelte tasten stupste sie an ein kätzchen mit dem näschen die tasten quel technique, monsieur G.! welch! eine! technik! bei~

nah ohne|:berührung:|slos gold, die gould–berg–variationen, eigentlich hieß er ja gold beim ersten wunderkind-goldberg-variationen-konzert noch hieß er gold (aber alle nannten ihn ecki!) klingen bei ihm aus dem riesigen steinway, als perlten sie aus einem cembalo, cembalolo, tautropfen vom draht, tröp-tröp-tröp-tröp-tröp-fchen von einer vibrierenden rispe, von zitternder espe oder auch (…)

Der Autor
Reinhard Rakow, geboren in Gelnhausen/ Hessen, Studium Jura und Psychologie, langjährige Tätigkeit als Rechtsanwalt und Notar, ist Verfasser von Lyrik, Prosa, Essays und journalistischen Texten; in Feuilletonbeiträgen rezensiert er Bildende Kunst, Literatur und Theater, Musik und Tanz. Zahlreiche literarische Veröffentlichungen in diversen Literaturzeitschriften und Anthologien, (“doPen!”-Preisträger 2008), bisher drei Buchveröffentlichungen, zuletzt die Novelle “Sonnenklirren” (Geest-Verlag 2009).

Der Eintritt ist frei!

Veranstalter: Jazzmusiker-Initiative Oldenburg e.V.

Veranstaltungsort: Wilhelm 13 in Oldenburg

Wilhelmstraße 13

Beginn: 17.00 Uhr