Heute in Berlin: Die Projekte 'Wir' der Grundchule Emstek und 'Gewichtsprobleme' der Erich Kästner-Gesamtschule erhalten .....

Heute in Berlin: Die Projekte 'Wir' der Grundchule Emstek und 'Gewichtsprobleme - Selbstaussagen zum rassismus' der Erich Kästner-Gesamtschule erhalten heute in Berlin den Kinder zum Olymp-Preis. In Beiden Projekten war der Geest-Verlag Kooperationspartner.

Neben Schülern, Eltern und Lehrern werden Auch Alfred Büngen und Inge Witzlau am heutigen Tag in Berlin bei der Preisverleihung weilen.

Hier die Projekte noch einmal:

Grundschule Emstek-Wir, wenn Bücher lebendig werden

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WIR - Wenn Bücher lebendig werden (Schreibprojekt der 4. Klassen)
Schule:
Grundschule Emstek
Clemens-August-Str. 17
49685 Emstek

Tel.: 04473/919387
Fax: 04473/929981
Internet: www.gs-emstek.de

Grundschule / Gebundener Halbtag

 
Kooperationspartner:
geest-verlag
Alfred Büngen
Lange Str. 41 A
49377 Langförden
Tel. 04447/856580
Internet: www.geest-verlag.de

 

 
Beteiligte Schüler:
113

Klasse 4a bis 4e
Jahrgangsstufe 4
 
Beteiligte Lehrkräfte:
Anja Denis, Beatrix Hüsing, Katrin Schwerdtfeger,Stefanie Römann, Elisabeth Wübben, Marlies ScheeleFach: Deutsch
 
Stundenvolumen:
An fünf Tagen wurde über zwei Monate hinweg jeweils ca. 5 Stunden lang mit den Kindern gearbeitet.
Für
die beteiligten Kolleginnen war der Arbeitsaufwand - insbesondere
während der Vor- und Nachbereitungsphase des "Schreibertages" -
natürlich wesentlich höher. Hier lässt sich das Zeitvolumen kaum in
Stunden ausdrücken.
 
Vorstellung und Kurzbeschreibung:
"WIR - Wenn Bücher lebendig werden"
Ein Buchprojekt der Schüler der vierten Klassen der Grundschule Emstek

"Wenn
Bücher lebendig werden ..." So lautete das Motto des Schulfestes
2007/2008. Für die Schüler des 4. Schuljahrganges eine Herausforderung.
Denn die Antwort für sie lautete: "Am lebendigsten für uns wird ein
Buch dann, wenn wir es selbst schreiben!"

Eingestimmt wurden
die Kinder durch den Verlagsleiter Alfred Büngen. In jeweils zwei
Stunden erarbeiteten die Schüler per Rollenspiel und Klassengespräch
wie ein Buch entsteht, wie entschieden wird, ob es gedruckt wird, wie
es gedruckt wird und wie es verkauft wird. Alles wichtige Schritte,
denn am Ende stand bei den Schülern das eigene Buch.
Zu Beginn des
"Schreibertages" gab es eine besondere Eröffnung. Einige Schüler, die
gerade selber ein Buch verfasst hatten, hatten sich dazu bereit
erklärt, eigene Texte vorzutragen.
Durch diese Vorstellung wurden
die Schüler dazu animiert, eigene Gedanken, Ideen und Erlebnisse in
Worte zu fassen. Unterstützend hierbei waren die bereitgestellten
Stationen. Die Schüler hatten die Möglichkeit, sich an den
verschiedensten Stationen in verschiedenen Schreibformen und
Möglichkeiten auszuprobieren. Es bestand aber kein Zwang darin, die
Stationen durchlaufen zu müssen. Folgende Angebote standen den Schülern
zur Verfügung:
1. Die Fantasiemaschine (Ich erfinde eine Maschine, die mir mein Leben heute besonders schön zu gestalten hilft)
2.
Ich erlebe die Welt heute einmal anders (Die Kinder nehmen für einige
Zeit eine andere Rolle ein. Sie erleben die Welt aus der Sicht der
sogenannten Außenseiter, z. B. ein Behinderter im Rollstuhl. Ihre
erlebten Gefühle schreiben sie auf.)
3. Farbengedichteschmiede
4. Zukunftswerkstatt (und was mache ich morgen - in einem Jahr - in fünf Jahren - in zehn Jahren)
5.
Es ist Sonntagnachmittag drei Uhr ... (Die Schüler beschreiben, was an
einem beliebigen Sonntag nachmittags um drei Uhr passiert, als sie in
ihrem Zimmer sitzen ...)
6. Wenn ich Bürgermeister in meiner Straße/in meinem Ort wäre, dann ...
7. Gerichtsstation (Die Kinder schlüpfen in die Rolle eines Anklägers.)
8.
Die rasenden Reporter (Eine Gruppe sucht sich aus einer vorgegebenen
Gruppe von Erwachsenen einen aus, den sie genauer vorstellen wollen.
Erst interviewen sie ihn, dann schreiben sie einen Bericht über ihn.)
9.
Wortsalat (Aus einem Beutel mit 20 Wörtern versuchen die Kinder ein
Gedicht zu schreiben, dabei müssen wenigstens 15 der vorhandenen Wörter
benutzt werden.)
10. Abenteuerstation (Die Kinder formulieren eine abenteuerliche Geschichte.)
Begeistert
schrieben die Kinder ohne Drängen Geschichten und Gedichte, die am Ende
des Schreibertages vorgetragen wurden. Außerdem erhielt jeder
Schüler/in ein Schreibdiplom. In den kommenden Wochen fand die Sichtung
und die Auswahl der zu veröffentlichenden Texte statt. Dann war es
soweit - das Buch war fertig. Es musste nur noch gedruckt werden.
Einige Schüler durften in den Verlag fahren und beim Buchdruck helfen.
Die
Buchpremiere fand im Juni 2008 im Rathaus statt. Die Kinder stellten
ihre Texte auf vielfältige Weise vor. Es schlossen sich die
Präsentation des Buches auf dem Schulfest und weitere Dichterlesungen
an.
Ich glaube, dass das Schreiben für die Schülerinnen und Schüler
in diesem Zusammenhang zu einem unvergesslichen Erlebnis werden konnte,
das ihnen ermöglichte, "ihr Buch" lebendig für alle werden zu lassen.

 
Projektauslöser/Idee:
"Wenn Bücher lebendig werden ..."
So
lautete das Motto des Schulfestes 2007/2008.Von diesem Motto waren alle
begeistert. Doch für die 4. Klassen stellte sich die Frage: Wie werden
Bücher für uns lebendig? Ideen wurden gesammelt und wieder verworfen,
doch dann der rettende Einfall:
Am lebendigsten für uns wird ein
Buch dann, wenn wir es selbst schreiben, wenn wir uns mit unseren
eigenen Gefühlen, Befindlichkeiten, mit unserer eigenen
Lebensgeschichte einbringen.
Die Idee eines Buchprojektes war geboren.
 
Projektentwicklung:
1. Frage: Wie wird ein Buch lebendig?
2. Idee: Wir möchten ein eigenes Buch schreiben und veröffentlichen.
3. Recherche: Wer gibt uns Tipps? Wer kann und will uns helfen?
4. Kontaktaufnahme mit dem Geest-Verlag, Langförden
5. Herr Büngen (Verlagsleiter)wird als Kooperationspartner gewonnen.
6. Suche nach Sponsoren (Sicherstellung der finanziellen Ressourcen)
7. Zeitliche und inhaltliche Planung des Projektes
8. Durchführung des 1. Tages: Ein Buch entsteht oder was ist eigentlich ein Verlag
9. Schreibertag
10. Sichtung und Auswahl der zu veröffentlichenden Texte
11. Ein Tag im Verlag (Hilfe beim Buchdruck)
12. Teilnahme am Literarischen Sommerfest des Geest-Verlags (Leseproben von Schülern)
13. Erstellen einer DVD über den Schreibertag (Impressionen)
13. Buchpremiere im Rathaus Emstek
14. Präsentation des Buches auf dem Schulfest /weitere Dichterlesungen
15. Schüler bieten ihr Buch zum Verkauf an
(Schulfest, Buchhandel, Pfarrfest ...)
16. Abschluss des Projektes mit einer gemeinsamen Feier
 
Besonderheiten:
In diesem, von unseren 4. Klassen mit initiierten Schreibprojekt, das
klassenübergreifend und in Kooperation mit einem "realen" Verlag
durchgeführt wurde, erhielten alle Kinder die Möglichkeit, Texte
außerhalb der schulischen Leistungswelt der Zensuren und
Erwartungshaltungen zu formulieren. Verschiedene bereitgestellte
Schreibanlässe boten die Möglichkeit, Gefühle und Abenteuer zu erleben,
Informationen zu sammeln und diese in Worte zu fassen. Die Schüler
erfuhren zudem, wie Bücher entstehen, welche Bedeutung Autoren haben
und vieles mehr über den Buch- und Literaturmarkt.
Im
wahrsten Sinne des Wortes wurde so das Buch für die Schüler lebendig.
Schreiben und Lesen erhielten für sie eine neue Bedeutung, zumal sie
die Texte nun, da sie in einem Buch veröffentlicht sind, in
vielfältiger Form den Erwachsenen und Mitschülern präsentieren können.
Sich einmal als "richtiger Autor" zu fühlen, und auch wirklich einer zu
sein, war für die Schüler ein einmaliges und außergewöhnliches
Erlebnis. Ein solcherlei geartetes und umfangreiches Projekt gab es an
unserer Schule in der Vergangenheit noch nicht.
 
Probleme und Lösungen:

An unserem "Schreibtag" haben einige Kinder sehr intensiv an einzelnen
Stationen gearbeitet, so dass sie nicht alle für sie interessanten
Schreibanlässe wahrnehmen konnten. Daher erhielten sie an den darauf
folgenden Tagen in der Schule noch die Möglichkeit, ihre Ideen nieder
zu schreiben und dem Verleger zukommen zu lassen. Die Eltern unserer
Kinder, die Kolleginnen und Kollegen und auch die Mitarbeiter des
Geest-Verlages waren immer bereit uns zu unterstützen.
Etwas schwierig gestaltete sich allerdings die Suche nach Sponsoren.
 
Anekdotisches:

Die Schüler haben am Ende des Projekts ihre Eindrücke notiert:

"Am
Buchprojekt haben mir die Stationsarbeiten und die Interviews am besten
gefallen. Ich würde anderen Schulen empfehlen, auch ein Buch zu
schreiben, weil es sehr viel Spaß macht."

"Mir hat gut gefallen,
dass für jeden etwas dabei war. Am besten fand ich die
Abenteuer-geschichten, weil man sie sich ausdenken durfte. "

"Ich fand es gut, weil man auch Fantasie kriegt und es auch gar nicht so schwer ist, Bücher oder Gedichte zu schreiben."

"Das
Beste ist, wenn das Buch fertig ist. Dann kann man es lesen und man ist
stolz darauf, dass man so was Tolles erschaffen hat."

Eine Geschichte, die uns und das Publikum sehr amüsiert hat, ist die Geschichte von Jonas G.
Seine "Zukunftsgedanken" hat er wie folgt formuliert:
Ich
hoffe, ich werde eine glückliche Familie haben. Aber ich will nicht so
reich werden, will im Monat mit meinem Geld auskommen. Aber ich will
auch Kinder haben. Meine Frau soll lange Haare haben, sich nicht sehr
schminken - nur ein schönes Kleid haben - und sonst ist es mir egal,
wie sie aussieht.

 

 

 

Wssener Kulturgespräch mit Gewichtsproblemen

   
 

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Das Cover des Buches mit der Serviette
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Laura Klatt, Peter Gutsche und Karim Gharbi in München
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Der ehemalige Asylbewerber Myo Min Htet spricht über Grenzerfahrungen.
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Wenn ich mich erinnere...: Negin Waghari bei der Buchpremiere
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Gewichtig: Frau Karabelen leiht ihrem Sohn Fatih ihre Stimme.
EKG - EssenerKulturGespräch
Schule:
Erich Kästner-Gesamtschule
Pinxtenweg 6 - 8
45276 Essen
Tel.: 0201/860 696 30
Fax: 0201/860 696 31
www.ekg-essen.de/EKG/

Gesamtschule / Gebundener Ganztag

 
Kooperationspartner:
Wir haben ein ganzes Netzwerk von Kooperationspartnern, das je nach
Bedarf eingesetzt werden kann. Zu ihm gehören neben unserem
Förderverein kleinere und größere Unternehmen in unserem Einzugsgebiet,
Verlage, die Lesereisen für Autoren organisieren, örtliche
Veranstalter, mit denen wir zusammenarbeiten, Institutionen und
Vereinigungen, die Projekte anbieten oder Fördergelder vergeben, aber
auch Kolleginnen und Kollegen, die schon mal einen Übernachtungsgast
aufnehmen oder Übersetzerdienste leisten. Zu ihm gehören nicht zuletzt
unsere Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern, die jährlich einen
"Kultur-Euro" zahlen, um unsere Arbeit zu unterstützen. Bei dem
Buchprojekt "Gewichtsprobleme?" sind es vor allem der Leiter vom
Geest-Verlag Alfred Büngen ( Lange Straße 41 A, 49377 Vechta, Tel.:
04447/856580, www.geest-verlag.de),

Cary
O. Leibowitz (ein New Yorker Künstler), die Bundeszentrale für
Politische Bildung (Adenauerallee 86, 53113 Bonn),
ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen (Maxstraße 11, 45127 Essen,
www.proasylessen.de), das Aktionsbündnis Gesicht Zeigen. Für ein
weltoffenes Deutschland (Koppenstraße 93, 10243 Berlin, Tel.:
030/30308080, www.gesichtzeigen.de) und die Weiße Rose Stiftung
(Ludwig-Maximilians-Universität, Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539
München, Tel.: 089/21805678,, www.weisse-rose-stiftung.de).

 
Beteiligte Schüler:

An dem EssenerKulturGespräch sind grundsätzlich alle 1200 Schülerinnen
und Schüler der Schule beteiligt je nach Maßgabe der Lehrenden und
deren unterrichtlichen Ansätzen. Bei dem Projekt "Gewichtsprobleme?"
ist es zunächst ein 11er Grundkurs Philosophie gewesen, der sich aber
dann für andere Schülerinnen und Schüler in der Jahrgangsstufe geöffnet
hat, so dass insgesamt 31 Schülerinnen und Schüler mitgeschrieben
haben. Mit einbinden ließen sich aber darüber hinaus noch viele andere
Kinder und Jugendliche der Schule, die mit ihren Klassen/Kursen die
Ausstellung zur Geschichte der Weißen Rose der Geschwister Scholl
Stiftung besuchten und so den gegebenen Impuls für sich nutzten. Auch
bei der Buchpremiere und den anderen Veranstaltungen, die nach der
Buchpremiere stattfanden, haben sich immer wieder andere mit
eingebracht.

 
Beteiligte Lehrkräfte:
Die Zahl der am EssenerKulturGespräch beteiligten Lehrkräfte lässt sich
inzwischen nicht mehr ermessen. Es ist mit Sicherheit weit mehr als die
Hälfte des Kollegiums, die sich bei den Einzelprojekten direkt und/oder
indirekt mit eingebracht hat. Projektleiter bei dem exemplarisch
ausgewählten Buchprojekt "Gewichtsprobleme?" ist Peter Gutsche. Er
unterrichtet die Fächer Philosophie und Deutsch in der Sek.I und II.
 
Stundenvolumen:
Das "EssenerKulturGespräch" wurde im Jahr 2000 gegründet und ist als
solches kein abgeschlossenes Projekt. Es wird fortgeführt, solange die
Beteiligten dies wünschen. Jedes Jahr finden inzwischen etwa 10 bis 15
größere und kleinere Projekte statt, die aus diesem Impuls heraus
leben. Der Zeitaufwand ist unterschiedlich. Es gibt Einzelprojekte, für
die eine Doppelstunde anzusetzen ist, andere werden auf ein halbes Jahr
und mehr hin angelegt. So auch bei dem Buchprojekt "Gewichtsprobleme?".
Die konkrete Schreibphase mit der gemeinsamen Redaktion der Texte
umfasste ca. 40 Unterrichtsstunden (März bis September 2008, immer
wieder unterbrochen durch die Ferien). Dazu kommen "Signal-Stunden" wie
die Eröffnung der Internationalen Woche gegen Rassismus, der Besuch von
Mitarbeitern von ProAsyl Essen sowie die Eröffnung der Ausstellung der
Weißen Rose.
 
Vorstellung und Kurzbeschreibung:
Der Name selbst verdeutlicht bereits, um was es uns, der Erich
Kästner-Gesamtschule in Essen, bei dem "EssenerKulturGespräch" geht:
Zum einen verweist er auf das Anliegen der Schule, als Gesamtschule
allen unseren Schülerinnen und Schülern die Chance zu geben, ihre
Begabungen zu entdecken und zu entwickeln und - ungeachtet ihrer
sozialen Herkunft - ihre Leistungsmöglichkeiten auszuschöpfen. Zum
anderen enthält er den Anspruch Erich Kästners, Kinder und Jugendliche
zu verantwortlichen, selbstbewussten Menschen zu erziehen, die in
unserer Gesellschaft für Demokratie, freie Selbstbestimmung und ein
friedliches Zusammenleben eintreten. Und schließlich zeigt er an, dass
diese Reihe dem kulturellen Leben der Stadt Essen Impulse geben und
damit auch über den Schulrahmen hinaus wirken möchte. Regelmäßig finden
an unserer Schule Lesungen, Werkstattgespräche,
Diskussionsveranstaltungen, Ausstellungen, Theateraufführungen und
andere Projekte statt, wobei immer wieder literarische Projekte Impuls
gebend sind. Sie erwachsen grundsätzlich aus dem Unterricht und führen
wieder in ihn zurück. Sie sind Teil des unterrichtlichen Geschehens und
nicht bloße Anhängsel, die sich leicht konsumieren lassen. Auf diese
Weise wollen wir den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten der
Teilhabe am kulturellen Leben eröffnen. Sie sollen kulturelle
Erfahrungen sammeln und auf diesem Wege lernen, sich kritisch und
zugleich konstruktiv mit ihrer Gesellschaft, ihrer Kultur und dem
Umfeld, in dem sie wohnen, auseinander zu setzen. Sie sollen auf den
unterschiedlichsten Ebenen ihre kreativen Fähigkeiten erproben und ihre
Phantasie weiterentwickeln. Dadurch wollen wir einen Beitrag dazu
leisten, dass sich die Jugendlichen zu sozialen und zu sozialer
Verantwortung fähigen Menschen entwickeln. Das Buchprojekt
"Gewichtsprobleme?" entspricht dieser Zielsetzung in besonderer Weise,
setzt aber dabei auch eigene Akzente, weil es sehr weit in den Alltag
der Schule ausstrahlt. Worum es dabei geht und wofür es konkret steht,
belegt die Publikation, mit der es einen vorläufigen Abschluss gefunden
hat: (Hg.) Leo van Treeck: Gewichtsprobleme? SELBSTaussagen zum
RASSISMUS, Idee und Durchführung Peter Gutsche, Vechta 2008, ISBN
978-3-86685-156-6, 12 Euro.
 
Projektauslöser/Idee:
Projektauslösende Idee für das EssenerKulturGespräch war die Einsicht,
dass Leistung und Persönlichkeitsentwicklung eng zusammengehören, dass
diese, wenn man von dem jeweiligen sozialen Umfeld ausgeht, einander
sogar bedingen. Das haben ja die Internationalen PISA-Studien und
andere Untersuchungen immer wieder wissenschaftlich belegt und gehört
bei uns zu dem, was wir tagtäglich im Umgang mit unseren Schülerinnen
und Schülern erfahren. Wir wollten nicht mehr auf die international
immer wieder angemahnten Verbesserungen unserer Arbeitsbedingungen
warten. Wir wollten uns auf den Weg machen, um zumindest das anzugehen,
was in dem eng gesteckten schulischen Rahmen möglich ist. Schließlich
tragen wir unseren Schülerinnen und Schülern gegenüber Verantwortung.
Sie erwarten von uns, dass wir sie vorwärtsbringen. Um das zu
erreichen, verfolgen wir vier Leitlinien:
1.
Wir streben eine methodische Neuausrichtung des Unterrichts an hin zu
einer Projektorientierung, die einer stupiden unterrichtlichen
"Fließbandarbeit" von Stunde zu Stunde entgegenwirkt.
2. Viele
Kinder und Jugendliche stammen aus einem Umfeld, das von den sozialen
Umständen her eher als kulturfern eingestuft wird. Es besteht daher die
Notwendigkeit, Räume für kulturelle Begegnungen zu schaffen, damit sie
den Umgang mit Kultur einüben können.
3. Viele kulturelle
Erfahrungen gerade unserer Schülerinnen und Schüler aus
Migrantenfamilien finden in Schule unterrichtlich keine Beachtung,
obwohl diese sie prägen und wesentlichen Anteil an ihrer
Identitätsbildung haben. Wir möchten diesen Erfahrungen im Rahmen des
Möglichen Raum geben, damit die Jugendlichen sie einbringen und zu dem
schulisch Geforderten in Beziehung setzen können.
4. Wir sind
grundsätzlich gefordert, jeglichen Unterrichtsausfall zu vermeiden. Mit
unserem Projekt wollen wir daher so viel Kultur wie möglich "in unsere
Schule tragen" und nachhaltig arbeiten- ein Grund, warum unser Projekt
"auf Dauer hin" angelegt ist.
Das exemplarisch ausgewählte Buchprojekt "Gewichtsprobleme?" fügt sich hier nahtlos mit seinem eigenen Anspruch ein.
 
Projektentwicklung:
Gestartet haben wir das "EssenerKulturGespräch" im Jahr 2000 mit einer
einfachen Lesung im 11. Jahrgang. Die Schülerinnen und Schüler eines
Leistungskurses Deutsch setzten sich mit dem Thema Kinder- und
Jugendliteratur auseinander und luden deshalb gezielt die bekannte
Jugendbuchautorin Kristina Dunker (Dortmund) ein, um sie zu hören und
mit ihr über ihr Werk und ihr Schreiben zu sprechen. Es folgten zwei
Zeitzeugenprojekte mit Auschwitzüberlebenden, die ihre Erinnerungen in
Buchform präsentierten: Zdenka Fantlova: "In der Ruhe liegt die Kraft",
sagte mein Vater (Bonn 1999) und Anita Lasker-Walfisch: Ihr sollt die
Wahrheit erben (Bonn 1997). Dann kam Denis Goldberg zu uns, einziger
weißer Mithäftling von Nelson Mandela, der mit ihm im Rivonia-Prozess
zu lebenslanger Jaft verurteilt worden war, um dessen Autobiographie
Der lange Weg zur Freiheit vorzustellen (Frankfurt/Main 1994). Sehr
schnell gab es mit "Klamms Krieg" vom Dresdner Schauspielhaus und "Ika
Terminator" von A.I.P.O.(African International Performing-arts
Organization) auch erste professionelle Theateraufführungen, die
bewegten, und schon bald ließen sich die Kolleginnen und Kollegen mit
einbinden, die gesellschaftswissenschaftliche und sogar
naturwissenschaftliche Fächer unterrichten. Ein Höhepunkt war
sicherlich die Ausstellung "Mathematik zum Anfassen", die im Jahre 2004
drei Wochen lang den Unterricht begleitete. Auch die Tatsache, dass die
Schule im Jahre 2002 "Schule ohne Rassismus" geworden ist, ist in
diesem Zusammenhang zu sehen, ein Impulsgeber für so viele
Unterrichtsprojekte. Zu einem roten Band sind jedoch von Anfang an die
literarischen Projekte geworden: etwa die jährlichen "Autorenlesungen
im Dreierpack" (jeweils drei Jugendbuchautoren kommen) mit Projekttagen
zum freien Schreiben im 6. Jahrgang, die regelmäßigen Besuche von Lutz
van Dijck in der gymnasialen Oberstufe oder die Buchprojekte mit dem
Geest-Verlag innerhalb und außerhalb der Schule, an denen in jedem Jahr
viele unserer Schülerinnen und Schüler beteiligt sind (in letzter Zeit
vor allem die Essener Anthologien "Fremd und doch daheim?!" 2005, "Dann
kam ein neuer Morgen" 2006, "Heute ist Zeit für deine Träume" 2007,
"Pfade ins Revier - Pfade im Revier" 2008). Sie tragen das
EssenerKulturGespräch. Dass dieses Projekt auch die Anerkennung der
Elternschaft findet und schon lange zum Schulprogramm gehört, versteht
sich von selbst. Einen neuen Höhepunkt bildet nun das Buchprojekt, das
Peter Gutsche mit seinem Philosophiekurs entwickelt hat. In seinem
Mittelpunkt steht eine Serviette, ein Multiple des New Yorker Künstlers
Cary O. Leibowitz, mit dem spiralförmig aufgedruckten Satz: "Zweierlei
muss ich für den Rest meines Lebens im Auge behalten: mein Gewicht und
meinen Rassismus." Was es damit auf sich hat, darüber berichtet Peter
Gutsche selbst:
"Eine einfache Serviette nun zum Anlass zu nehmen, sich bewusst danach zu fragen, was
Menschen allesamt sich vor Augen führen müssen, um tatsächlich aufgeklärt sich und
anderen ihre Position innerhalb einer Gesellschaft zuzuerkennen, mag auf den ersten Blick
verwundern; zumal die „Serviette“ nichts anderes sein will als das, was sie ist: Eine einfache,
maschinell
vervielfältigte Serviette. Verfolgt man den spiralförmig und scheinbar
handschriftlich aufgebrachten Satz, der sich bis zum Begriff des
Rassismus nach innen windet, so ist man längst Teil der durch Cary S.
Leibowitz entwickelten Idee der Selbstspiegelung und der vorbehaltlosen
Selbstbefragung. Obgleich der Satz weniger als sprachliche Abfolge denn
als Grafik erscheint (in Orientierung an Joseph Beuys, wonach jedes
Schreiben Zeichnen sei), identifiziert sich der Leser formal wie
inhaltlich mit dem angesprochenen „Ich“ und verfolgt somit den oftmals
nicht bewusst wahrgenommenen Ursprung eigener Rassismen und
Intoleranzen zurück. Diese erwischen ihn genau da, wo er sie nicht
vermutet hätte: Das eigene Ich und noch viel mehr der eigene Mund
stehen im Zentrum dieser Arbeit.
Gleich zweimal stolpert man in dieses sich so beiläufig gebende Multiple: Erst stolpert man
über die Frage nach dem eigenen Gewicht, dann stolpert man über die Frage nach dem
eigenen
Rassismus. Das, was die „Serviette“ einfordert, zweierlei im Auge
behalten zu wollen, erfüllt sich im durch die Spirale provozierten
Entschlüsseln der Arbeit.
Genau diesen Ansatz einer selbstkritischen Spiegelung soll ein Projekt, das die „Serviette“
zum Anlass für Reflexionen und Aktivitäten hinsichtlich politischer Bildungsarbeit nimmt,
einbringen:
Die notwendige Frage nach jedem von uns, der wir als Schüler wie als Lehrer anerkennen
müssen (und zwar für den „Rest [unseres] Lebens“), dass wir nicht selten den eigenen
„Rassismus“ nicht mehr im Auge behalten haben.
Es handelt sich also um eine Serviette, die weniger den Mund reinigt, als die Augen öffnet."
Und was sagen die Schülerinnen und Schüler dazu? Hier sind vier Antworten:
1.
Jousef Rezek (Schulsprecher): "Man konnte bei diesem Projekt seine
Erfahrungen an andere Menschen weitergeben, damit sie wissen, was es
für Schicksale gibt. Es gab nur positives Featback. Besonders schön war
es für mich zu erleben, dass Prominente mit uns gemeinsam den Rassismus
bekämpfen."
2. Negin Waghari: "Ich fand das Projekt gut. Man konnte
über seine Vergangenheit schreiben. Leute erkennen, was sie für
Vorurteile über Ausländer haben. Es nimmt einen mit, sich zu erinnern,
was passiert ist, es macht traurig. Aber ich habe die Hoffnung, dass es
jetzt besser wird.
3. Emrullah Üzeyiroglu: Ich fühle mich gestärkt.
Die Last wird weniger, wenn man es auf Papier bringt. Diejenigen, die
es lesen, fragen nach. Das ist das Schöne. Vielleicht hilft das Buch,
dass sich Menschen ändern.
4. Daniel Pillath: Das Projekt hat eine
Menge gebracht. Leute, die denken, dass sie keine Vorurteile haben,
stellen fest, dass dem nicht so ist. Man kann besser gegen die
Vorurteile angehen. Wir sind froh, dass wir das zustande gebracht
haben.
 
Besonderheiten:
Natürlich gibt es kein Schema, wie das EssenerKulturGespräch arbeitet.
Dazu sind die Projekte zu unterschiedlich. Vielmehr entscheidet jeder
Projektleiter selbst, was für seine Lerngruppe richtig ist und wie er
seine konkreten unterrichtlichen Ziele erreichen möchte. Dazu gehört,
dass er während der Projektphase immer wieder seine didaktischen und
methodischen Überlegungen überprüft, um sie gegebenenfalls den
Erfordernissen anzupassen. Sonst würde er unter Umständen seinem
Kurs/seiner Klasse nicht gerecht.
Wie wir arbeiten, zeigt exemplarisch das Buchprojekt, das Peter Gutsche durchgeführt hat:
1.
17. - 21. September 2007: Fahrt nach München zur Weiße Rose Stiftung
mit einigen Schülerinnen und Schülern, um dort gemeinsam mit vier
weiteren Schulen das Netzwerk Weiße Rose zu gründen, eine
Kommunikationsplattform, mit der Rassismus und Gewalt in unserer
Gesellschaft besser begegnet werden soll. Dabei wird das
"Servietten-Projekt" zum ersten Mal als Idee vorgestellt.
2. 20.
Januar 2008: Mitsprache-Projekt der EKG und dem Netzwerk der Stiftung
Weiße Rose zum Thema Kopfnoten, das vornehmlich von den 12ern getragen
wird: Was sagen eigentlich die Köpfe, die da benotet werden?
3. 14.
März 2008: Eine durchaus "gewichtige" Veranstaltung, obwohl es vorerst
nur um erste Kostproben einer Buch-Idee geht. Eröffnung der
Internationalen Woche gegen Rassismus mit dem Aktionsbündnis Gesicht
Zeigen - Start des "Gewichte"-Projekts mit der eigentlichen
Schreibphase im Grundkurs Philosophie
4. Grenzenlose Ausgrenzung.
Ein weiteres Kapitel der Antirassismus-Arbeit im Philosophiekurs
entsteht und wird eröffnet durch ProAsyl Essen
5. 16. Mai - 6. Juni
2008: Was einem nicht aus dem Kopf geht! Die Weiße Rose an der EKG.
Eine Ausstellung. Teilnahme an der Aktionswoche 2008 der Bundeszentrale
für Politische Bildung
6. 25. November 2008: Eine Premierenlesung mit erheblichem Gewicht. Ein Buch stellt sich seinen Autoren und Lesern vor
7.
9. Dezember 2008: Ein Buch gewinnt an Gewicht. Die Autorinnen und
Autoren des 12. Jahrgangs stellen ihre "Gewichtsprobleme?" dem ProAsyl
Flüchtlingsrat Essen vor und bescheren nächtliche Lektüre
8. 9.
Januar 2009: Schülerinnen und Schüler der EKG lesen aus den Büchern
"Pfade ins Revier" und "Gewichtsprobleme?" und erstellen für den
Geest-Verlag eine Hör-Datei
9. 27. Januar 2009: Leihen Sie mir Ihre
Stimme! 64 Jahre nach Auschwitz - und noch immer Rassismus. Eine Lesung
der anderen Art mit Dr. Beatrice von Weizsäcker von der Weiße Rose
Stiftung, der Autorin Miriam Müntefering, dem Bürgermeister der Stadt
Essen Rolf Fliss und vielen anderen
10. 6. Februar 2009: Schon
wieder ein Highlight! Autoren der "Gewichtsprobleme?" lesen in der
Gesamtschule Holsterhausen in Essen

Es versteht sich von
selbst, dass die Leistungen, die die Schülerinnen und Schüler vom
Schreiben bis hin zu ihrem Engagement bei den Lesungen erbracht haben,
auch als Sonderleistung bewertet wurden und werden. Je nach dem, was
rechtlich möglich ist: schriftlich und/oder mündlich. Das ist ja gerade
Teil unseres Konzepts.

 
Probleme und Lösungen:

Bei dem "Gewichte"-Projekt entstand ein solches Problem wenige Wochen
vor der "ganz anderen" Lesung am 27.1.2009, dem Jahrestag der Befreiung
von Auschwitz. Diverse Umstände wie der plötzliche Ausfall von
Kolleginnen und Kollegen aufgrund von Erkrankungen sowie der großen
Arbeitsbelastung vor den Zeugnissen mit Konferenzen und erhöhtem
Beratungsbedarf von Jugendlichen führten dazu, dass die Vorbereitung
des Abends ins Stocken geriet. Sehr schnell bildete sich nach den
ersten Hinweisen eine Arbeitsgruppe unter Einschluss der Schulleitung.
Sie unterstützte Peter Gutsche organisatorisch und sorgte so mit dafür,
dass er sich auf die inhaltliche Arbeit mit den Schülerinnen und
Schülern konzentrieren konnte. Das hatte maßgeblichen Anteil daran,
dass der Abend zu einem so großen Erfolg wurde.
 
Anekdotisches:

Eine kleine Begebenheit aus dem "Gewichte-Projekt" von Peter Gutsche:
"Auf
unserer Fahrt nach München zur Tagung der Weiße Rose Stiftung kamen
Karim Gharbi und ich ins Gespräch über unsere Handys. Ich hatte ein
neues und er zeigte mir seines. Ich entdeckte auf dem kleinen
Bildschirm die anrührende Fotografie einer alten Frau. Sofort wollte
ich wissen, wer diese Person sei, die da auf dem Boden hockte, auf
alten Teppichen Fische ausnahm und deren Haupt durch ein Kopftuch
bedeckt war. Die Frau wurde mir als Großmutter von Karim vorgestellt
und bot mir unmittelbar Einblick in eine so andere, so ferne Welt.
Dieser
Blick ist es, den ich provozieren wollte, das Einbringen all dessen,
was sich da oft so defizitär und so stigmatisierend anhört. Migration
als Bereicherung, fremde Kulturen als weniger fremd denn als nah;
Menschen halt, die mir als Schüler begegnen und die ich in gänzlich
andere Lebensentwürfe dann täglich entlasse."
Eine Begegnung der
"besonderen Art", die da stattfand und die deutlich macht, wie sehr
Lebenswelten in der Schule aufeinanderprallen können, ohne dass dies
einem im Unterrichtsalltag bewusst werden muss, die aber für den
Lernerfolg von Kinder und Jugendlichen entscheidend wichtig ist.
Eigentlich eine Binsenweisheit. Kein Wunder also, dass Peter Gutsche
diese Fotografie mit in den Sammelband aufgenommen hat. Diese kleine
Begebenheit gibt vielleicht einen konkreten Einblick in das, was wir
mit unserer Kulturarbeit erreichen wollen. Wir wollen die Jugendlichen
persönlich abholen, sie und ihre Kultur ernstnehmen und ihnen für sie
schulische Anknüpfungspunkte bieten, die sie für ihre
Persönlichkeitsentwicklung gewinnbringend nutzen können. Wenn wir da
einige Schritte gehen können, so denken wir, sind wir in unserer
schulischen Arbeit insgesamt ein Stückchen weitergekommen.