Kriszeitung berichtet über die Veröffentlichung des Tagebuchs des Paul Meinheit


Bassumerin veröffentlicht Tagebuch eines Seemanns / Lesung am 22. Oktober

Feingeist statt Raubein



Ulrike Meinheit und Alfred Büngen mit ihrem Werk.

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Ulrike Meinheit und Alfred Büngen mit ihrem Werk.


Bassum - Von Maik Hanke. Seefahrergeschichten gibt es viele. Wenn allerdings heute noch unveröffentlichte, druckreife Aufzeichnungen eines hochintelligenten Seemanns von Ende des 19. Jahrhunderts auftauchen, ist das etwas Besonderes. Ulrike Meinheit hat solche Dokumente gefunden. Der Autor: Paul Meinheit,Großonkel ihres Mannes. Jetzt veröffentlicht die Bassumerin die Schriften – und das Bassumer Kulturforum lädt zu einer Lesung ein.

Paul Meinheit war ein ungewöhnlicher Mann. Wenn man nicht wüsste, dass er Seefahrer war, würde man nie darauf kommen. Denn Meinheit war einer, der mit dem Klischee bricht: Er war kein Raubein, sondern ein Feingeist. Einer, der es verstand, dramaturgisch ansprechend zu schreiben und mit einer Uhrmacherpräzision zu illustrieren.

Paul Meinheit verkörperte einen „Schuss von Individualität, den wir in unserer Gesellschaft nicht mehr finden werden“, sagt der Verleger Alfred Büngen. Für ihn sind Meinheits Erzählungen ein echter Schatz. Viele derartige Aufzeichnungen aus der Zeit gibt es nicht mehr.

Büngen und sein Geest-Verlag bringen jetzt „Die Tagebuchaufzeichnungen des Seefahrers Paul Meinheit von 1889 bis 1905“ als Buch auf den Markt.

In seinen Aufzeichnungen berichtet der junge Meinheit – er beginnt das Schreiben als 20-Jähriger – aus einer aus einer Welt, die es schlicht nicht mehr gibt, die Welt der Segelschifffahrer – vor der Wende zum 20. Jahrhundert.

Meinheit berichtet von seiner Ausbildung, seiner Arbeit, seinen Abenteuern rund um die Welt. Von einem Leben, das einerseits der Inbegriff von Freiheit ist, aber auch vom ständigen Spiel mit Leben und Tod. „Das Individuelle ist das Typische“, sagt Alfred Büngen.

2013 hatte Ulrike Meinheit Kopien der Schriften bei ihrem Vetter gefunden. Sie zeigte die Schriften dem Bassumer Buchhändler Ulrich Röpe. „Ich war so begeistert von dem Text, dass ich vorgeschlagen habe, ob wir das nicht veröffentlichen wollen“, sagt er.

Bei der Suche nach einem Verlag stießen Meinheit und Röpe auf den Geest-Verlag und ihren rührigen Verleger Alfred Büngen. Er wollte das Buch drucken.

Von Sütterlin übertrug Ulrike Meinheit mehr als 200 Seiten in lateinische Schrift. Eine Mammutaufgabe. „Aber wenn man sich reingelesen hat, ging es ganz gut“, berichtet sie.

Ein paar Dinge, die heute nicht mehr verständlich wären, rückte die Bassumerin gerade. In die Erzählstruktur brauchte sie aber gar nicht einzugreifen. „Es spricht vieles dafür, dass Paul Meinheit mal eine Veröffentlichung geplant hat“, sagt Büngen. Der Seefahrer hatte das Tagebuch bereits in erzählerische Form umgemünzt.

Die Geschichten sind etwas zum Zurücklehnen und Träumen. Aber ganz ohne die falsche Romantik von Hans Albers oder Freddy Quinn, sagt Büngen. Es ist schlicht die Realität.

Zur Buchpremiere lädt Büngen in Kooperation mit dem Bassumer Kulturforum für Donnerstag, 22. Oktober, ins Vorwerk der Freudenburg ein. Büngen liest dort ab 19.15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Ulrike Meinheit will mit dem Buch allerdings kein Geld verdienen. „Wenn etwas überbleibt, geht das als Spende an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“, kündigt sie an.


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