NWZ berichtet über die Wenden-Premiere in Hammelwarden

Brake Es ist eng im Saal des Landhauses Hammelwarden. An die 100 Interessierte sind an diesem Freitagabend erschienen, um eine Premiere mitzuerleben: die Premiere von „Wenden – Ein Lesebuch für die Wesermarsch“.

Reinhard Rakow, Mit-Autor und Herausgeber der Anthologie, zeigt sich positiv überrascht von der großen Resonanz: „Wir hatten mit maximal 50 Besuchern gerechnet.“ Und auch Alfred Büngen, Leiter des Geest-Verlages, in dem das Buch erscheint, ist begeistert: „Wir erleben viele Buchpremieren, aber das hier ist etwas besonderes.“

Insgesamt 58 Menschen aus der Wesermarsch, fast ausnahmslos Laien, haben einen oder mehrere Beiträge zur Anthologie beigesteuert. Die Idee zu dem Buch entstand in einer Schreibwerkstatt der Ländlichen Erwachsenenbildung und sah eine Veröffentlichung mit 250 Seiten vor. Entstanden ist ein Buch mit fast 500 Seiten. Einige Beiträge sind mit Fotos oder Zeitungsartikeln angereichert, so dass „Wenden“ mehr ist als eine reine Textsammlung.

Sowohl Fiktionales und Autobiografisches wie auch Lyrik und Prosa finden sich im Lesebuch. Insgesamt 14 der Autorinnen und Autoren tragen am Freitagabend in Brake bei der ersten von drei Premierenlesungen ihre Texte oder Auszüge daraus vor. Inhaltlich variieren die Beiträge, doch sie alle haben etwas mit „Wenden“ im engeren oder weiteren Sinn zu tun. Gerade die autobiografischen Kindheitserinnerungen einiger Autoren führen zu zustimmendem Murmeln und Kopfnicken, vor allem unter den älteren Zuhörern.

Gerd Lüers liest aus seinen „Erinnerungen an die Kindheit“ und berichtet von amüsanten Erlebnissen rund um die illegale Schnapsbrennerei, die im Elternhaus betrieben wurde. Aber auch traurige und nachdenkliche Texte finden sich im Buch. Sei es Annegret Kuilerts fiktive Geschichte von „Onkel Erich“, in der es um Kindesmissbrauch geht, oder der Text „Aus den Erinnerungen des Heinrich Cohrs“, in dem Andreas Rüßbült den Aufstieg der Nazis in Brake und der Wesermarsch thematisiert. Einigen Autorinnen und Autoren merkt man während der Lesung an, wie nah ihnen die eigenen Geschichten gehen, wie viel Persönliches verarbeitet wurde.

Am Ende der Lesung, die gut zwei Stunden dauert, gibt es noch die Gelegenheit, sich das Buch von den anwesenden Autorinnen und Autoren signieren zu lassen. „Wenden“ ist jetzt für 15 Euro im Buchhandel erhältlich. Eine weitere Premierenlesung gab es am Sonntag in Nordenham; die letzte findet an diesem Mittwoch, 24. Oktober, ab 19.30 Uhr in der Kulturmühle Berne statt. Eine Fortsetzung von „Wenden“ ist laut Dörte Spiekermann, Vorsitzende der Kreisarbeitsgemeinschaft der LEB, bereits in Planung.