NWZ berichtet über Schreibprojekt der Jugendlichen in Bad Zwischenahn zum Nationalsozialismus
Zurück in dunkles Kapitel der Geschichte
Schreibprojekt Schüler schlüpfen für ein Buch in Rolle von Jugendlichen im Nationalsozialismus
Seit zwei Jahren beschäftigen sich die Schüler am Gymnasium Bad Zwischenahn-Edewecht mit den Schicksalen Jugendlicher ab 1933. Es ist für sie eine Herausforderung.
von Christin Horrmann
Bad Zwischenahn - „Franz“ ist überzeugter Nationalsozialist. Er ist Gruppenführer der Hitlerjugend und träumt von einer Karriere als Pilot bei der Wehrmacht. Vor allem aber ist Franz fiktiv. Er stammt aus Bero Klahrs Kopf. Der 17-jährige Schüler hat sich in einen Jugendlichen aus den 1930er Jahren hineingedacht – bei einem Schreibprojekt des Gymnasiums Bad Zwischenahn-Edewecht (GZE).
Mit dem Thema „Schicksals- und Familienforschung im Ammerland 1933 bis 1945“ beschäftigen sich seit 2010 rund 20 Schüler. Zum einen bereiten sie sich mit einer Facharbeit zum Thema auf das wissenschaftliche Arbeiten an der Universität vor, zum anderen konnten sie dazu kreativ schreiben. Betreut werden sie von Christine Metzen-Kabbe, Geschichts- und Englischlehrerin am GZE. Beide Teile, der wissenschaftliche wie auch der fiktive, werden in einem Buch veröffentlicht.
In Rolle schlüpfen
Für das kreative Schreibteil müssen die 18 Jungen und zwei Mädchen in die Rolle von Jugendlichen im Jahre 1933 schlüpfen. Jeder bekam eine andere Figur zugeteilt. Die Schüler sind dann auf den Spuren ihrer Ammerländer Figur gewandelt – jeder musste selbst entscheiden, wie es mit der fiktiven Persönlichkeit weiter geht und wo deren Geschichte aufhört.
So entschied sich Remi Eilers, seine Figur „Max“ so neutral wie möglich zu halten – eine kleine Herausforderung bedenkt man den Hintergrund der Geschichte(n). „Es war schon interessant, so als allwissender Erzähler schreiben zu dürfen“, sagt der 20-Jährige. Er habe durch das Schreibprojekt viel mitgenommen.
Spagat zwischen Welten
Ganz so einfach gingen die Geschichten jedoch nicht von der Hand. Hauke Schweers hat einer Figur Leben eingehaucht, die lange Zeit keine bestimmte Meinung zum Nationalsozialismus hat. Als Trompetenspieler ist „Peter“ immer hin und her gerissen in seiner Einstellung. „Es war schon schwierig, in diese Rolle zu schlüpfen, da ich selbst eine klare Meinung zum Nationalsozialismus habe“, meint der 17-jährige Hauke Schweers. Trotz der Herausforderung, wühlt die Arbeit an dem Buchprojekt nur wenig Emotionen bei den Schülern auf. „Für mich war das fiktive Schreiben ganz ohne emotionale Belastung“, so Remi Eilers. Außerdem mussten die Schüler für ihre Figuren wenig nachrecherchieren. „Wir hatten das Thema ausführlich im Unterricht“, sagt Nina Dierks. Nur für die Facharbeiten mussten sie Bücher wälzen.
NS-Zeit aus anderer Sicht
Dennoch sei es interessant gewesen, das Thema aus einer anderen Perspektive zu behandeln. „Ich fand es gut, mal etwas Kreatives dazu zu machen“, meint Hauke Schweers und ergänzt: „ Es ist toll, dass sich unsere Lehrerin so sehr für das Buchprojekt eingesetzt hat.“
Zur Zeit werden die Schülertexte noch überarbeitet. Voraussichtlich Ende April wird es dann im Geest-Verlag erscheinen. So nehmen die Schüler nicht nur Erfahrungen, sondern auch ein gedrucktes Werk mit.