Ostthüringer Zeitung berichtet über Tollhaus der Wörter und Auszeichnung von Winfried Arenhövel
Im Tollhaus der Wörter wohlgefühlt: Autor Winfried Arenhövel ausgezeichnet
Vechta-Langförden. Große Ehre für den Greizer Winfried Arenhövel: Am Wochenende wurde der Autor beim zehnten Sommerfest des Geest-Verlages für seine besonderen literarischen Verdienste ausgezeichnet. "Ich denke, er ist von meiner Arbeit angetan", sagt Arenhövel über Verlagschef Alfred Büngen, der die Laudatio gehalten hat. Dabei wurde deutlich, wie vielseitig der Greizer ist. "Ich musste auch zaubern und Geige spielen", sagt der Violinist der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach, zugleich begeisterter Hobby-Zauberer.
Enkelin Lilja mit erster Lesung
Bereits zum zehnten Mal lud der Geest-Verlag ins niedersächsische Vechta-Langförden zum Literarischen Sommerfest ein. Diesmal stand der Autorentreff - Zuschauer waren zwar erwünscht, blieben jedoch fern - unter dem Motto Tollhaus der Wörter. In drei Tagen lasen über 70 Autoren im Spieker. "Das ist ein altes Bauernhaus mit einem schönen, urigen Ambiente", schwärmt Arenhövel, der in seinen Kriminalromanen Mysteriöses um Gut Holzdorf beschreibt. Bereits den dritten Teil der Verbrechen um Beno hat er herausgebracht. Der Geige spielende, zaubernde Autor ist zu dem kleinen Verlag durch einen anderen, bereits verstorbenen Greizer Autor gekommen. "Der Verlag hat die ganzen Günter-Ullmann-Arbeiten herausgebracht", erklärt Winfried Arenhövel, wie er auf Geest gestoßen ist. "Verlagsleiter Alfred Büngen sammelt Autoren", die nicht in irgendwelche Schubladen passen, meint der Greizer. Das sei schon an den Themen, die sie in ihren Büchern behandeln, zu erkennen. "Meist werden diese Themen in der Literatur nur am Rande erwähnt", so Arenhövel. In den drei Tagen hat er unter anderem Texte über Arbeitslosigkeit, Kindesmissbrauch oder Vergangenheitsbewältigung gehört - und war schwer beeindruckt. "Das Spektrum war so breit gefächert, einfach toll", sagt er. Besonders hat der Greizer die Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen geschätzt, von denen es unzählige an dem langen Wochenende gegeben hat. Um möglichst vielen Autoren beim Fest die Möglichkeit zum Lesen zu geben, wurde die Vortragszeit begrenzt. "Jeder hatte eine Viertelstunde. Außer ich, ich bekam eine Stunde", freut er sich über das Privileg des Ausgezeichneten. Dotiert ist die Ehrung nicht. Aber das ist Winfried Arenhövel auch nicht wichtig - dass sich nach der offiziellen Würdigung zahlreiche Gespräche mit anderen Autoren ergeben haben, indes schon. Vorgestellt hat der sympathische Schriftsteller unter anderem frühere Texte, etwa aus den 1970er-Jahren. So präsentierte er ein Kinderbuch, das er seiner Frau gewidmet hat und "das nie gedruckt werden wird, weil es einfach zu teuer wäre". Denn das Buch, das den Titel "Ein Peter. Zum Liebhaben" trägt, hat er aufwendig illustriert. Es sind lustige Geschichten, die er buchstäblich mit links aufs Papier gebracht hat. "Es sollte so aussehen, als hätte es ein Kind geschrieben", erklärt Winfried Arenhövel, weshalb er den Stift statt wie gewohnt in der rechten Hand beim Schreiben des Buches in der linken geführt hat. Entstanden ist das Kinderbuch, als der Autor bei der Armee gewesen ist, und zwar während der letzten Monate. "Anstatt Bandmaß zu schneiden, habe ich jeden Tag eine Seite geschrieben", verrät er. 156 Seiten sind auf diese Weise zusammen gekommen. Neben der Ehrung und den beeindruckenden Begegnungen mit den Autoren hielt das Literarische Sommerfest für Winfried Arenhövel und seine Frau Margarita noch eine besondere Premiere parat: "Unsere Enkeltochter Lilja durfte zum ersten Mal lesen. Darauf sind wir als Großeltern sehr stolz", gesteht der Greizer. Die erst Zehnjährige scheint genau wie ihr Opa eine literarische Ader zu haben. Lilja Arenhövel schreibt Gedichte und hat mit einer Erzählung begonnen. In der geht es um Menschen, die so klein sind wie Mücken. Eine Kostprobe ihrer Geschichten durfte sie am Wochenende präsentieren. Im "Tollhaus der Wörter" in Niedersachsen, in dem sich Winfried Arenhövel drei Tage lang aufhalten durfte, hat sich der Greizer ausgesprochen wohlgefühlt. Er schwärmt vom Programm, das von Buchpremieren über Lesungen bis zu Schreibwerkstatt und Ausstellungseröffnung reichte.