Schloß Liebenau präsentiert auf seinen Internetseiten die Buchpräsentation von Dieter Class 'Moritz'

 Schloß Liebenau präsentiert auf seinen Internetseiten die Buchpräsentation von Dieter Class 'Moritz'

 

Buchpräsentation: "Moritz – Mit Flügeln dem Leid entfliehen"

MECKENBEUREN-LIEBENAU
– Bis zu seinem Tod im Sommer 2008 hat Moritz Class 13 Jahre lang als
Schädel-Hirn-Patient im sozialtherapeutischen Heim der zur Stiftung
Liebenau gehörenden St. Lukas-Klinik gelebt. Durch einen Verkehrsunfall
war er einst zum unheilbaren Pflegefall geworden, für den es lange
keinen geeigneten Betreuungsplatz gegeben hatte. Das bewegende
Schicksal seines Sohnes hat Dieter Class in einem nun erschienenen Buch
verarbeitet.

Das Schicksal von Moritz Class bewegt

"Moritz – Mit Flügeln dem Leid entfliehen" ist vor
zahlreichen Zuhörern im Liebenauer Schloss mit einer Lesung präsentiert
worden. Es ist das Protokoll eines herben Schicksalsschlags und einer
langen Leidenszeit, aber auch ein Dokument der unendlichen Würde eines
Menschen. Es ist die Geschichte eines jungen Familienvaters, der einst
mitten im Leben stand. Bis zu jenem schicksalshaften Tag im August
1987, der – so Dieter Class in seinem Buch – "als ein Tag mit hellem
Sonnenschein begann und der doch Jahre der grausamsten Dunkelheit
einläutete!".

Durch einen Motorradunfall zum Pflegefall

Bei einem Motorradunfall hatte sich sein damals
27-jähriger Sohn schwerste Schädel-Hirn-Verletzungen zugezogen und
wurde so von einem Moment auf den anderen zum Pflegefall. Monatelang
lag er im Wachkoma, und was dann folgte, war eine wahre Odyssee durch
Kliniken und Einrichtungen. Trotz verzweifelter Suche fand sich
nirgendwo ein dauerhafter und geeigneter Platz für den
schwerstbehinderten Mann, dessen Betreuung durch sein impulsives und
aggressives Verhalten zudem noch weiter erschwert wurde. Zeitweise
wurde Moritz auch zuhause im Elternhaus rund um die Uhr gepflegt. Eine
Belastung, an der die Familie schließlich fast zu zerbrechen drohte,
wie es der Vater in seinem Buch beschreibt. Danach habe sein Sohn über
Jahre hinweg in der Psychiatrie vor sich hin vegetiert. "Es blutete das
Herz, verglich man seine aktuelle Situation, in der er zu vollkommener
Passivität verurteilt war, mit seinem früheren hyperaktiven Leben, voll
von Kreativität und Unternehmenslust", heißt es im Buch.

Chance eines neuen Lebens

Einen Wendepunkt markierte dann das Jahr 1995. Als fast untragbar geltend kam er nach Liebenau, wo in der St. Lukas-Klinik
in Erkenntnis der Versorgungslücke gerade eine Station zur Betreuung
von Personen mit erworbenen Hirnschäden aufgebaut wurde, welche auch
Moritz – so sein Vater – die "Chancen eines neuen Lebens" bot. Und
tatsächlich: Zuvor innerlich total zerrissen, fand er zu sich selbst,
wurde zunehmend ruhiger und erstaunte sein Umfeld durch seinen Humor
und seine positive Ausstrahlung. So schildert etwa sein Stationsleiter
Olaf Dötze in dem Buch Moritz Class als einen "der, so reglos, wie er
in seinem Stuhl sitzt, eine Würde ausstrahlt und eine persönliche, in
sich ruhende Kraft, die alle in seiner Nähe spüren und die keinen
unberührt lässt".

Geben und Nehmen

Diese und andere Passagen trugen
die Geest-Verlagsleiter Inge Witzlau und Alfred Büngen bei der
Buchpräsentation auf bewegende Art vor. Nüchterne biografische Details
und medizinische Fakten wechselten sich dabei ab mit emotional
berührenden Erzählungen persönlicher Begegnungen zwischen Sohn und
seinen Eltern, die ihm über all die Jahre zur Seite standen – bis zu
seinem Tod. Innerhalb der 13 Jahre in Liebenau, so berichtet heute der
Vater, habe sein Sohn ein Nehmen in ein Geben verwandelt und seelische
Kräfte entwickelt, die für "uns physisch denkende Menschen" nicht
nachvollziehbar seien.

Maßgeblich dazu beigetragen hätten die in der St.
Lukas-Klinik bereitgestellten Rahmenbedingungen, um Moritz "ein Optimum
an Entwicklungsmöglichkeiten" zu gewähren. Medizinisch-pflegerische
Hilfe allein, so auch Dr. Wolfgang Wasel, Generalbevollmächtigter der
Stiftung Liebenau, seien in einem solchen Fall unzureichend. Vielmehr
gehe es um "Beziehungskompetenz" und die Bereitschaft der Betreuer, in
der Kommunikation mit den Patienten eine "neue Sprache" zu finden. In
dieser Umgebung, so drückte es auch Dieter Class in seinem Buch aus,
sei seinem Sohn Moritz bis zuletzt ein "menschenwürdiges Leben"
vergönnt gewesen, eher dieser im Juli 2008 verstarb.

Christof Klaus, erstellt am 08.07.2009

Buchpräsentation im Liebenauer Schloss

Von links: Dr. Markus Nachbaur (Vorstand Stiftung
Liebenau), Autor Dieter Class, Werner Klinger (Leitung
Sozialtherapeutisches Heim der St. Lukas-Klinik) und Dr. Wolfgang Wasel
(Generalbevollmächtigter Stiftung Liebenau) bei der Buchpräsentation
von "Moritz – Mit Flügeln dem Leid entfliehen"  im Liebenauer Schloss.