vanja simeonova - in meinem traum kommen die kinder

IN MEINEM TRAUM KOMMEN DIE KINDER …


Was haben wir getan?
Was haben wir nicht getan?
Was haben wir falsch gemacht?
Woran haben wir nicht gedacht?
Wo haben wir versagt …

Nie wieder werden wir die Kleinen in die Arme nehmen,
im Dunkeln dem Wind lauschen und den Wellen …
Wir werden nie wieder nachts an ihren Betten stehen,
mit den Fingern durch die weichen Haare kämmen
und ihnen in dem Schlaf zusehen …

Wir werden sie nicht mit unserer Liebe umgeben
und ihnen keine neue Hoffnung mehr schenken,
denn …

Wir haben die Kinder verloren.
An den Krieg!
An den Krieg, den wir nicht wollten,
an den Krieg, den wir nicht stoppten,
den wir nicht ahnen konnten.
Oder ... vielleicht doch …

Der Tag kommt. Doch
ohne das kindliche Lächeln
zerfällt die Welt.
Der Himmel bleibt schwarz,
die Sonne verdunkelt,
die Nacht ist eine Last.

In dem Traum kommen die Kinder zu mir …
Mein Mädchen sagt nichts …
Zwei warme Tränen quellen, schwellen
und kullern über das zarte Gesicht.

Mein Sohn bleibt auch stumm.
Seine tiefdunklen Augen stechen mich an
und fragen: „Warum? …
Was habt ihr getan?“

Warum wird er nie wieder ins Zimmer eilen
und nie wieder in meinen Armen weinen?
Nie wieder aus Sand eine Burg bauen
oder morgens in die Sonne blinzeln und strahlen?

Warum haben wir den Krieg nicht aufgehalten?
Ihn nicht gestoppt, nicht erdrückt, nicht entehrt?
Ihm die Hände gebunden, in den Kerker gesperrt?
Wenn nötig, auch tödlich verletzt,
erwürgt, oder … aufgehängt?

Ihn zerschellt, zermartert, zerschossen, zerstört,
zunichte gemacht …
Warum haben wir ihn NICHT UMGEBRACHT?!

Warum dürfen wir leben,
wenn die Kinder nicht mehr …