Vlothoer Zeitung berichtet am 10. Januar 2009 über Wolfgang Buchhorns '... an tausend Fäden das Leben entdecken'

Vlothoer Zeitung schrieb am 10. Januar 2009

Meditationslehrer als Dichter
 

1000 Facetten des Lebens neu entdeckt

Von Jürgen Gebhard

(Text )

Vlotho (VZ). »Mit Gedichten hatte ich früher nie etwas am Hut«, gibt Wolfgang Buchhorn zu. Inzwischen hat er bereits mehr als 100 Gedichte geschrieben und hat seinen ersten Band veröffentlicht: »...an tausend Fäden das Leben entdecken«.»Spirituelle Irritationen in Wort und Bild« steht als Untertitel auf dem Cover.

 

Mit aussagekräftiger Gestik und Mimik steuert Pantomime Andreas Luckey, ein Kollege aus der "Stätte der Begegnung", auf mehreren Bildern den visuellen Part zur Poesie dazu.
Wolfgang Buchhorn wollte ursprünglich Berufsoffizier werden, kam dann aber 1977 als Pädagoge zur Stätte der Begegnung nach Vlotho. In der politischen Erwachsenenbildung unterstützte er dort unter anderem Kriegsdienstverweigerer und Berufsschüler. Der heute 65-Jährige bildete sich in der Psychotherapie und als Meditationslehrer weiter und bereiste regelmäßig Asien. Auch im Ruhestand ist Wolfgang Buchhorn nicht untätig. Er leitet weiterhin Seminare und bietet beispielsweise in Hövelhof Meditationskurse für jugendliche Straftäter an.

Zum Schreiben von Gedichten ist er erst vor eineinhalb Jahren durch den Tod des vergeblich um sein Leben kämpfenden französischen Künstlers Grégory Lemarchal gekommen, dem auch das Buch gewidmet ist. »Sein Tod erschütterte mich nachhaltig aus mir völlig unbekannten Gründen, denn ich hatte ihn nie life erlebt, kannte nur seine Stimme von einer zufällig gekauften CD. Im Rahmen meiner Meditationsseminare hatte ich mich natürlich schon lange mit Tod und Sterben auseinandergesetzt. Doch dieser Tod brachte etwas in mir ins Schwingen, von dessen Existenz ich bis dahin nichts geahnt hatte«, blickt Wolfgang Buchhorn zurück.

Im lange geplanten Frankreich-Urlaub wollte er danach über Tod und Sterben zu schreiben – vielleicht eine kleine Geschichte oder einen Erfahrungsbericht. An Gedichte habe er jedoch keinen einzigen Gedanken verschwendet, »bis ich mich in Chinon quasi ertappte, kleine Gedichte in meinen Notizblock zu schreiben. Es waren kleine und größere Miniaturen von Situationen, Ansichten, Gefühlen. Nicht zuletzt über Tod, Trauer und Abschied – die kamen später dann am Grab von Grégory Lemarchal in Sonnaz bei Chambéry machtvoll hinzu.«

In seinen Gedichten geht es um die Entdeckung möglichst vieler Facetten des Lebens, die für jeden Menschen bedeutsam sind und werden können und die das Leben bereichern, sagt der Verfasser. Darauf spiele auch der Titel des Buches an: »...an tausend Fäden das Leben entdecken«.

»Mit geht es dabei nicht um eine oberflächliche Betrachtung oder Deutung des Lebens, erst recht natürlich nicht um Belehrung, sondern um einen Hinweis auf eine tiefere Dimension, die manche als religiöse, andere als spirituelle Dimension benennen würden und die jeder für sich entdecken darf oder es auch sein lassen kann«, erklärt Wolfgang Buchhorn.

Als Grégory Lemarchal 2007 als 23-jähriger an Muskovizidose starb, habe er sich plötzlich  in einem »Zustand des Abschiednehmens und des Zorns«  befunden. Das Schreiben der Gedichte wurde  seither  zu einer  beständigen »Haltung des Übergangs und des Abschieds«: »Heute weiß ich, welche Kraft der Kreativität und Intuition in solchen Momenten   steckt, wenn wir sie und die dann auftretende Stille wirklich aushalten. Diese Stille verwandelt alles  und dann gestaltet sich unser Leben anders. Ich glaube inzwischen, dass in jedem Abschied diese Kraft der Wandlung steckt, wenn ich mich nicht allein passiv dem Kummer hingebe.«  »Es ist so, als begehre ich zu schreiben, um mich selbst immer wieder neu in tausend Facetten zu gebären«  fügt er schmunzelnd hinzu.

Die Gedichte habe er nie veröffentlichen wollen, ergänzt er. »Lange habe ich mich deshalb gegen Ermutigungen von meinem Arbeitskollegen Andreas Luckey gewehrt. So war es dann mehr ein Alibi, als ich mich an den Geest-Verlag wandte, um später sagen zu können: Ich habe es probiert, aber niemand will diese Gedichte haben.« Wolfgang Buchhorn ist von allen Beteiligten am meisten überrascht, dass es ganz anders kam.

Die erste Auflage (in Vlotho im Buchladen »Regenwurm« erhältlich)  hat sich bislang gut verkauft. Eine zweite Auflage wird es sicher geben müssen, ein weiterer Band ist bereits im Entstehen

Wolfgang Buchhorn, »...an tausend Fäden das Leben entdecken«,

Geest-Verlag Vechta, ISBN 978-3-86685-147-4, 11 Euro.