NOZ berichtet über die Premiere von Detmar Müller 'Die Rosenfelds'
Wenn der Krieg in die Familie kommt Detmar Müller las aus neuem Roman „Die Rosenfelds“
Ein original nachgebauter Schützengraben ist in Berlin zu besichtigen! Knabe Jan ist Feuer und Flamme. Weniger Begeisterung zeigt sein Vater Friedrich Rosenfeld, der als Soldat traumatische Erfahrungen in realen Schützengräben gemacht hat. Endgültig schief hängt der Haussegen aber erst, als sich Friedrich freiwillig an die Front zurückmeldet. Der Erste Weltkrieg mit seinen physischen wie psychischen Auswirkungen aus dem Blickwinkel einer fiktiven jüdischen Familie im Zeitraum 1915/16 – das ist thematischer Schwerpunkt von Detmar Müllers neuem Roman „Die Rosenfelds“.
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Im Beisein von Verleger Alfred Büngen (Geest-Verlag) las der bei Osnabrück lebende Autor am Samstag einige Auszüge im gut besuchten Stadtgalerie-Café. Wie in seinem 2007 erschienenen Erstlingswerk „Zonnebeke“ steht dabei die jüdische Familie Rosenfeld mit deutsch-belgischen Wurzeln im Mittelpunkt des Geschehens. Mit Friedrich Rosenfeld wählte Müller zudem bewusst eine Vaterfigur als Protagonisten, der Familienleben und Militärdienst nur schwer vereinbaren kann und zunehmend in Konflikt gerät mit seiner belgischen Frau Antje und den Kindern Jan und Kathi.
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In weiteren Auszügen schilderte Müller das Schicksal von Friedrichs Bruder Max: Zur Marine einberufen, fühlt er sich 1916 verantwortlich für den Tod seines Freundes Hinrich Buskohl bei der Schlacht im Skagerrak. Inspiriert für seinen Antikriegsroman wurde der gebürtige Oldenburger Müller von Erinnerungen seines Großvaters oder der Biografie des Schriftstellers Arnold Zweig. Mit Schilderungen posttraumatischer Belastungsstörungen rückte Müller die Handlung zudem in die Nähe aktueller Kriegsschauplätze wie Afghanistan. Mit einem vergleichsweise positiv endenden Auszug, in dem Max mit Hinrichs Schwester Töpke bekannt wird, schloss Detmar Müller den Abend. Musikalisch ergänzt wurde die Lesung vom Osnabrücker Gewerkschaftschor „Roter Akkord“ unter Leitung von Tatiana Jachtchenko mit pazifistischen Liedern wie „Sag mir, wo die Blumen sind“, „We Shall Overcome“ oder Bertolt Brechts „Kinderhymne“.
Detmar Müller. „Die Rosenfelds“. Die Geschichte einer jüdischen Familie im Ersten Weltkrieg. Vechta: Geest-Verlag, 2014. 549 Seiten. 15 Euro. ISBN 978-3-86685-483-3.