NWZ berichtet über Schlabach-Lesung in Hude: Tiefe Einblicke in junge Seelen
Tiefe Einblicke in junge Seelen
Alfred Büngen liest aus Rudolf Schlabachs „Udine lebt“
In der Novelle geht es um einen Gymnasiasten, der die Nöte der Pubertät erlebt. Die Erfahrungen des Autors als ehemaliger Lehrer sind in das Buch mit eingeflossen.
Hude Eine in jeder Hinsicht ungewöhnliche Lesung erlebten die Besucher der Reihe „Literatur in der Remise“ jetzt in der Klosterremise in Hude.
Gast in der vom Freien Deutschen Autorenverband (FDA) Niedersachsen und Bremen durchgeführten Reihe war der inzwischen über neunzigjährige Autor Rudolf Schlabach. Da der alte Herr nicht mehr in der Lage ist, selbst zu lesen, übernahm dies sein Verleger Alfred Büngen, Inhaber des Geest-Verlages in Vechta.
Arbeit als Lehrer
Dieser las Ausschnitte aus Schlabachs Novelle „Undine lebt“. Um jedoch einen Eindruck vom Gesamtwerk des Autors zu vermitteln, hatte er den Text immer wieder mit dessen Lyrik versetzt, ein ungewöhnliches Vorgehen, und, wie Büngen erklärte, ein Versuch. Um es vorweg zu nehmen, dass der Versuch gelungen war, erklärte hinterher das Publikum.
Nöte der Pubertät
Die Zuhörer erfuhren die Geschichte von Holger, einem Gymnasiasten aus der Mittelschicht, der die Nöte der Pubertät erlebt. Familiäre Probleme sowie Mobbing an der Schule erschüttern zusätzlich sein ohnehin geringes Selbstwertgefühl. Er sucht sich einen Feind, auf den er seine Ohnmacht und seinen Hass projizieren kann. So kommt es zu einer Entladung von Gewalt und einer schrecklichen Tat.
Rudolf Schlabach war lange Jahre als Leiter eines Gymnasiums tätig gewesen. Seine Kenntnisse der jugendlichen Seele und die möglichen Vorgänge an einer Schule können nur aus langer Erfahrung stammen.
Wie ein „ganz normaler“ Jugendlicher zu einem gewaltbereiten Täter werden kann, wird hier eindringlich und mit wunderbar präziser Sprache erzählt. Geradezu greifbar ist die Aktualität des Themas.
Die beeindruckende Vortragsweise von Alfred Büngen war dem Text angemessen.
Die eingestreute Lyrik an den richtigen Stellen wies auf die großen Themen des Autors hin. Eines davon ist die Sinnfrage, die ja auch im pubertären Alter einen besonderen Stellenwert einnimmt.
Eingestreute Lyrik
Viel Beifall gab es am Ende der Lesung sowohl für Rudolf Schlabach als auch für Alfred Büngen. Die Lesung dürfte den Teilnehmern in Erinnerung bleiben.