Wer arm ist, stirbt früher" Paracelus-Preisträger Prof. Dr. Gerhard Trabert in Berne Kulturmühle Berne, Freitag, 30.10., 19 Uhr
Der Reformationstag dient auch dem Gedenken an die Wahrheit des Wortes. Im Rahmen der Fünften Berner Bücherwochen referiert am Vorabend des Reformationstages einer, der die Dinge beim Namen nennt: Gerhard Trabert, Dr. med. und Diplom-Sozialpädagoge, Professor für Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie in Mainz.
Der Referent gilt als einer der unbequemsten Kritiker der Ökonomisierung des deutschen Gesundheitswesens und zugleich als einer der über alle Parteiungen Respektiertesten. Trabert ist Träger u.a. des Bundesverdienstkreuzes und des Kinderschutzpreises des Deutscher Kinderschutzbundes. 2014 zeichnete ihn die Bundesärztekammer mit der Paracelsus-Medaille aus, der höchsten Auszeichnung, die sie vergibt, und ehrte damit seine besonderen Verdiente um die Problematik „Armut und Gesundheit".
Die Anerkennung, die Trabert allgemein zuteil wird, basiert darauf, dass Trabert weiß, wovon er spricht und darauf, dass er so handelt, wie er redet. Aufgewachsen als einziges Kind eines gelernten Werkzeugmachers und späteren Erziehers, verbrachte er in seiner Kindheit viel Zeit in dem Waisenhaus, in welchem sein Vater tätig war. Dies sensibilisierte ihn schon früh für das Schicksal benachteiligter Menschen. Nach Beendigung seiner Ausbildung zum Sozialpädagogen ermöglichte ihm ein Begabtenstipendium, Medizin zu studieren. Der Silbermedaillen-Gewinner über 400 m bei den Leichtathletik-Junioreneuropameisterschaften 1975 schloss sein Studium mit der Promotion ab zum Thema „Gesundheitssituation und medizinische Versorgung von wohnungslosen Menschen", war dann zunächst im Krankenhaussozialdienst und anschließend mehr als zehn Jahre an Krankenhäusern klinisch tätig. Sein Schwerpunkt war die Innere Medizin, speziell die medizinische und psychosoziale Versorgung onkologischer Patienten. Von Beginn seiner ärztlichen Tätigkeit an absolvierte er ehrenamtlich zahlreiche Auslandseinsätze unter anderem in den USA, in Indien und Bangladesch. Schon 1994 gründete das Mainzer Modell, eine medizinische Versorgungseinrichtung für wohnungslose Menschen. Mit einem Arztmobil suchen Trabert und seine Mitwirkenden bestimmte Standorte auf, und bieten kostenlos ärztliche Hilfe an; für diese Form der mobilen Praxis bekam er als erster Arzt in Deutschland eine kassenärztliche Zulassung. Trabert ist Gründer des Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland". 2013 gelang es ihm, die bundesweit erste Ambulanz für Wohnungslose und Patienten ohne Krankenversicherung einzurichten.
Trabert referiert im Rahmen der Bücherwochen über die Unterordnung des Gesundheitswesens unter das Primat der Wirtschaftlichkeit. Alles muss sich rechnen, Rendite ist die Maxime. „Wer kein Geld hat, kann sich auch nichts leisten. Nicht einmal Gesundheit", so das Fazit von Prof. Gerhard Trabert. Armut mache krank, und Krankheit mache arm, „ein Teufelskreis". Armut und die Not wohnungsloser Menschen dürfe kein blinder Fleck im Bewusstsein der Bürger werden. Dabei dürfe Armut nicht gegen Armut ausgespielt werden: „Wir wollen nicht in Konkurrenz mit Flüchtlingshilfen treten. Dennoch darf man nicht vergessen, dass auf deutschen Straßen Armut herrscht", sagt Trabert.
Anmeldung, Platzreservierung R. Rakow, 04406-920046, berne-bringt@t-online.de
Eintritt 7.00 Euro, Schueler, Studenten, Erwerbslose frei