Sigune Schnabel - Papierflieger (Gedicht des Tages)

Sigune Schnabel
Papierflieger

 

Wohin ich mich schweige,
an den wunschlosen Tagen,
wenn mein Blick an Apfelbäumen hängt
und sich meine Sehnsucht
in der Junisonne häutet.

Aus meinen Worten bin ich ausgezogen,
sage ich,
sie wurden zu eng
für mein Erinnern,
das aus Rissen im Boden drang.

Ich baute mir ein Haus
aus vergessenen Sommern.
Ein Kind sitzt am Fenster
und faltet Papierflieger.

Beladen mit rotem Klee
taumeln sie
gen Morgen.

13.07.2019 - aktuelle Autorin - Cornelia Eichner

Cornelia Eichner
wurde 1972 in Sachsen geboren, lebt mit zwei Kindern und zwei Katzen in Dres­den. Studierte und ausgebildete Erzie­herin; die zudem Erziehungs- und Litera­turwissenschaft­lerin (M.A.) und Sozial­ma­nagerin ist.
Als Lehrkraft an einer Fachschule für  So­zialwesen angestellt, bildet sie zukünf­tige ErzieherInnen und Sozial­assis­tent­In­nen aus.
Zurzeit ist sie ehren­amt­lich als Stadträtin aktiv.

Lena Stahlhut - Flucht (Jugendliche melden sich zu Wort)

Flucht

Aus allen Richtungen strömen sie
Wie Vögel der Sonne entgegen
Verlassen Häuser Freunde Familienglück
Weil sie Arbeit und Frieden begehren

Sie träumen von Reichtum
Und unermesslichem Glück
So begeben sie sich auf die Reise
Können oft nie mehr zurück

Wie Winde lassen sie das Meer
Und die Grenzen hinter sich
Doch werden sie gefasst
Ihr Traum schon zu Beginn erlischt

Matthias Rürup: Nacht (Gedicht des Tages)

Nacht


In dieser einen Stunde wurde es Nacht,
Als ich fort gewesen war – ganz bei
Dir in Liebe und Verlangen.

Erklären lässt das Dunkel sich, doch macht
Es mich erschrocken, so als sei
Nicht nur der Tag gegangen.

Wie dumm von mir, wie ängstlich, blöde, was
Soll die Nacht, die uns umfängt, denn sein
Als Nacht und gar nichts weiter?

Du atmest zärtlich mir ins Ohr, ich lass
Dich so: zufrieden, friedlich, dein’n
Blick so sanft und heiter.

Buch: 

Matthias Rürup: Nacht (Gedicht des Tages)

Nacht


In dieser einen Stunde wurde es Nacht,
Als ich fort gewesen war – ganz bei
Dir in Liebe und Verlangen.

Erklären lässt das Dunkel sich, doch macht
Es mich erschrocken, so als sei
Nicht nur der Tag gegangen.

Wie dumm von mir, wie ängstlich, blöde, was
Soll die Nacht, die uns umfängt, denn sein
Als Nacht und gar nichts weiter?

Du atmest zärtlich mir ins Ohr, ich lass
Dich so: zufrieden, friedlich, dein’n
Blick so sanft und heiter.

Buch: 

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