J. M. Niedenführ - Wolkenfetzen (Gedicht des Tages)

Wolkenfetzen
Wenn die Wolkenfetzen
treiben über dein Haus,
belauere den Herbst
beim Runenprägen.
Greife dir Buchstaben
aus dem Wind
und sprich ein Wort
über die Zeit hinweg.
Bei den Ahnen wird es
mit mir zu Hause sein
inmitten hundertjähriger Balken.
Buchstaben greife aus dem
uralt wiederkehrenden Wind,
der die Glut im Kamin entfacht
und dem Augenblick die Flamme erhält.
Sprich ein Wort für uns
weil die Zeit zerrinnt.
  J. M. Niedenführ

02. Dezember 2021 - aktueller Autor Wolfgang Asche

Wolfgang Asche, Hatten
Es stand ein Mann am Siegestor
(Erich Mühsam)

Es stand ein Mann am Siegestor,
der an ein Weib sein Herz verlor.
Schaut sich nach ihr die Augen aus,
in Händen einen Blumenstrauß.
Zwar ist dies nichts Besunderes.
Ich aber, ich bewunder es.


Drei Perspektiven
I.
Da stand dieser Mann, in den Händen einen Blumen-strauß. Vor dem großen Siegestor und sah doch so verloren aus.

Hatte er sich in der Zeit oder sogar im Datum vertan und die Frau würde heute gar nicht kommen?

Vanja Simeonova - Die Tür (Gedicht des Tages)

Die Tür

Eine Tür, auf die gebannt ich starre.
Die Zeit, bedeutungslos, bleibt stehen.
Ich will aufstehen, will sie öffnen,
Es fehlt die Kraft.
Zu schwach der Wille, klein der Geist.

Ein Leben, eine Sehnsucht!

 

 

Vania Simeonova, geb. am 11.02.1962 in Sofia, Bulgarien.
Abgeschlossenes Anglistikstudium an der Universität Sofia, Bulg. Mutter
von zwei Kindern. Lebt mit ihrer Familie seit 1990 in Deutschland, seit
2003 in Bonn.

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