Gedicht des Tages

Tanja Ivancenko - Man hasst das Gefühl (Jugendliche melden sich zu Wort)

 

Man hasst das Gefühl

Man hasst das Gefühl,
keinen Grund zu haben,
MORGENS aufzuwachen!
Man hasst es überhaupt
aufzuwachen.
Man hasst es aber auch
einzuschlafen,
denn man hat Angst
vor dem MORGIGEN Tag!

Man weiß nie,
was am nächsten MORGEN passiert,
denn das Schicksal ist schneller!
Man bildet sich ein,
MORGEN wird alles besser,
doch meistens wird es schlimmer.
Dann fragt man sich:
Wofür gibt es
ein MORGEN?

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Elisabeth Lichter - Im Flüchtigen (Gedicht des Tages)

Im Flüchtigen

Neben dem Mann
angeleint mit gesenktem Kopf
trottet der Hund

Befreit das Tier
im brackigen Wasser ein Bad
Spuren setzen die Pfoten
deutlich dann schwach dann nicht mehr

Die Fährte verblasst
verdunstet das Zeichen
ein Hund von dort lief er
wohin

Im Flüchtigen eine Berührung
Spuren dass sie vergehen
sie waren sie sind
auf dem Weg

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Siegfried Gebhardt - wanderer (Gedicht des Tages)

wanderer

unsere zeiten sind schwere zeiten
es gibt fast nichts zu tun
ich habe fast alles
wie fast alle andren auch
ich sage fast
weil ich irgendwo sitze
wo nichts läuft

da kam ein wanderzirkus auf mich zu
ich könne für sie sitzen
in einem wanderklo
ich bekam den mund nicht zu
das  irritierte sie
keine falschen vorstellungen
einspeisung  ausscheidung öffentlich
gnadenlos mit pipapo
mein kopf begann zu wiegen
vielsagend
lächelten sie
ich bekam den sitz

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Gülay Caglayan - Still und gebrochen (Gedicht des Tages)

Jeder Disput hat seinen eigenen Stellenwert
Manche eröffnen dir neue Horizonte
Manche können dir die Laune an jenem Tag verderben
Und dann gibt es manche-
Die dir im Atem stocken bleiben
Deinen Puls nicht fühlen lassen
Und dein Herz aussetzen
Vielleicht, weil man für einen Moment
Der Wahrheit nicht entrinnen kann
Sie über sich selbst oder andere erkennen muss
Still & gebrochen
Sitzt man da
Die Zeit bleibt stehen
Und du?
Bemerkst es nicht

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Jacek T. Zielinski - Der Fremde (Gedicht des Tages)

Zielinski, Jacek T. - Mein Zahir. Gedichte

DER FREMDE

Als Fremder erwache ich auf mir
gut bekannten Planeten
zwischen dem Geräusch der Milchflaschen
und dem Schreien der Nachbarn.
Die Hunde bellen, die Betten schwitzen,
Fabriken schmeißen den Rest
nächtlicher Schichten heraus.

Ich liege im Weiß der Bettwäsche,
als wäre ich eine Braut,
Sklavin der Vernunft,
älter als Liebe.

Ich bin abwesend.

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