In Arbeit: Alexander Reiser -russlanddeutsche Satiren

Heute abgeschlossen wird das Lektorat für das neue Buch von Alexander Reiser mit russlanddeutschen Satiren. Die Premiere wird am Samstag, den 14. Juni in Berlin stattfinden.

Etwa 2 Millionen Auswanderer aus der ehemaligen Sowjetunion wohnen inzwischen in der Bundesrepublik. Zerstreut auf das ganze Staatsgebiet, trifft man auf sie in nahezu jeder Gemeinde oder Stadt. Die „unbekannten Nachbarn“, deren Präsenz man wahrnimmt, von denen man aber nicht viel weiß, außer den sporadischen Schlagzeilen der Boulevardpresse. Dabei, aus einer ganz anderen Welt kommend, meistern sie doch ganz geschickt mit viel Einfall und Überlebenskunst ihren Alltag hier…

Es sind 36 lustige Kurzgeschichten, die einen Überblick über das Leben der Auswanderer in Deutschland und vor der Abreise in Russland verschaffen können. Obwohl sie mit viel Selbstironie geschrieben sind, vermitteln sie trotzdem ein Einblick in den Alltag, die Beweggründe der Auswanderung und die Handlungsursachen dieser Auswanderergruppe.

Obwohl es alles einzelne Geschichten sind, sind sie wiederum durch die zeitliche Reihenfolge miteinander verbunden. Das Buch beginnt mit einer kurzen Einleitung, in der sich der Autor vorstellt, auch einer der Betroffenen, ein Aussiedler.  Damit kann er schon die erste Geschichte als eine erlebte Ich-Geschichte auf humorvolle Weise erzählen, wie man in einem entlegenen sibirischen Ort überhaupt auf die Idee zur Auswanderung kommt und wie so eine Reise ins Ungewisse beginnt. In den zwei folgenden Geschichten geht es dann um die zahlreiche Barrieren und Hürden, die ein Auswanderer überwinden muss, um ins "gelobte Land" zu kommen. Sie erzählen von eifrigen „Helfer“, die einem Auswanderer für seine angeblich unverzichtbare „Dienste“ die Taschen leeren bis hin zu korrupten Beamten in der Ausreisebehörde, die sich wie zu Zarenzeiten auch mit Naturalien bis hin zum Korb mit Hühnereier sich bestechen lassen.

Auch die Absurdität von so manchen deutschen Einwanderungsgesetzen wird auf die Schippe genommen z.B. die Begegnung mit einem deutschen Sprachprüfer, mit dem man gar nicht Deutsch sprechen soll, um den Sprachtest zu bestehen. Nach einer weiteren abenteuerlichen Geschichte, wie man mittels Berufung auf zwei Abwesende in die deutsche Botschaft in Moskau kommt und ein Einreisevisum ergattert, gelingt es dem Autor danach aus dem sibirischen Winter in Fellkleidung in das milde Märzwetter in Berlin zu kommen und in diesen merkwürdigen Outfit seine erste Bekanntschaften mit den Bewohnern aus einer ganz anderen Welt zu machen.

In den darauf folgenden Geschichten wird dann  über das Leben eines Neuankömmlings in Deutschland in der Anfangsphase erzählt, die mit den Zug durch verschiedene behördliche Instanzen und Wohnheime beginnt, wo er und ihm so manches merkwürdig und unlogisch erscheint. Z.B die Sprachkurse, bei denen ein Analphabet und ein Hochschulabsolvent in der gleichen Gruppe gleichzeitig die Sprache unterrichtet wird. 

In den weiteren Geschichten ist das Augenmerk des Autors mehr auf die Integration der Migranten gerichtet, auf immer wieder im Leben vorkommende verschiedene Aspekte dieses Prozesses aus der Sicht eines Betroffenen. Wie die von der Gesellschaft befürwortete Integration durch die heute vorherrschenden Gegebenheiten absurderweise manchmal sogar behindert wird anstatt gefördert, und zwar gerade von denen, die sich eigentlich dafür einsetzen sollten.

Und als zweites rückt immer mehr der Migrant selbst in Vordergrund der Erzählungen; wie er, aus einer anderen Welt kommend, in so manch komische und verquickte Situationen hineingerät. So z.B. die Geschichte von einem älteren Migrant, der ein großes Geschäft hier in Deutschland machen wollte, und einen Container voll mit Eisenwaren nach Deutschland mitbrachte. Oder in einem Bettgeschäft, wo Migranten  von der großen Auswahl von verschiedenen Typen so überwältig waren, dass sie letztendlich doch etwas ganz Falsches gekauft haben. Auch das Verhältnisse der einheimischen Bevölkerung und den Migranten ist in den folgenden Geschichten zunehmend das Thema. So macht der Autor sich lustig über Neidgerüchte, über die angebliche „Privilegien“ der Aussiedler, mit denen ein Zuwanderer absichtlich angibt auf seinen Arbeitsplatz und was einen einheimische Kollegen bald in den Wahnsinn treibt. 

Das Buch ist der Versuch, in humorvoller Form über den Ernst des Migrantenlebens der Aussiedler in Deutschland zu erzählen.