Iana Lanskaia - Ob die Kinder wirklich mal erwachsen werden? Eine kleine Reflexion über das Großwerden und dessen unentbehrlicher Verbindung mit unserer Kindheit.
Iana Lanskaia
Ob die Kinder wirklich mal erwachsen werden?
Eine kleine Reflexion über das Großwerden und dessen unentbehrlicher Verbindung mit unserer Kindheit
Was fühlen wir meistens, wenn wir an unsere Kindheit denken? Welche Assoziationen fallen uns ein? Was verstehen wir eigentlich darunter?
Viele beschreiben ihre Kindheit als sorglose und fröhlichste Zeit ihres Lebens. Denn die Kinder ahnen nicht, was der morgige Tag ihnen bringt. Sie lassen sich überraschen. Sie sind lieb und mitunter etwas naiv in ihrer kindlichen Unbefangenheit. Sie lachen unbeschwert und erkunden diese große Welt mit riesigem Durst auf das Leben.
Auf dem aufgedeckten Tisch erwartet gemütliches Frühstück mit frischen Brötchen und warmer Milch, und am Sonnenuntergang nimmt der Papa das neugierige Kindchen zum Angeln mit. Der hat es ihm so lange versprochen und jetzt geht‘s los! Das Leben ist wunderschön, hier und jetzt. Die langen Sommerferien stehen vor der Tür und anschließend kommt die so ferne, aber spannende Zukunft.
Und was bedeutet es eigentlich, erwachsen zu werden? Wie ändert sich unser Leben und Verhalten?
Hinter den attraktiven Perspektiven wie finanzielle Unabhängigkeit und das Gefühl der allumfassenden Freiheit stecken meist viele Sorgen und Ängste. Wie oft hören wir von anderen etwas dringend erledigen zu müssen und wie selten, das, was wir in Wirklichkeit tun wollen und uns vom ganzen Herzen wünschen?
„Sei kalt! Sei stark! Sei streng!“ - genau diese Worte werden häufig zum Motto unseres gesamten Erwachsenlebens. Und dann können wir uns nicht einmal erinnern, wann wir uns das letzte Mal über etwas aufrichtig gefreut haben. Wo sind unsere große Träume und das gemütliche Frühstück und der kleine Sommergarten in Sonnenstrahlen hin verschwunden? Etwas Surreales, nicht wahr, nicht mit mir.
Und wo ist denn die kleine Lotte oder der kleine Kevin, die wir so ungerecht vergessen und so grausam tief in uns selbst versteckt haben?
Aus dem Kinderalter herauszuwachsen, bedeutet noch nicht, kein Kind mehr zu sein. Seine eigenen Gefühle zu verbergen und keine Neugierde mehr für diese Welt zu zeigen. Die Tatsache ist, dass wir auch beim Großwerden (immer noch und vielleicht sogar mehr) den Bedarf an Liebe, Unterstützung und Seelenwärme haben. Denn innerlich bleiben wir alle noch Kinder, mit derjenigen Selbstwahrnehmung, die uns in frühster Kindheit beigebracht wurde, aber mit ständig zunehmender Verantwortung und Selbständigkeit.
Natürlich werden alle Kinder mal zu Erwachsenen. Die allerwichtigste Aufgabe unseres Lebens besteht aber trotzdem darin, das innere Kind zu bewahren, ihm nah zu sein, mit ihm und sich selbst im Kontakt zu bleiben und das Gefühl der Geborgenheit zu geben.