Svea Marie Sieve - Drinnen draußen
Drinnen draußen
„Du lebst deinen Traum, Schatz!“, jubelten sie dir zu. Du schwebtest auf einer Woge und warst fröhlich, endlich warst du fröhlich, wie lang schon nicht mehr.
Ja, in der Tat, du lebtest deinen Traum. Dein Tag bestimmt von Heiterkeit, wo sich die Jungs doch so liebevoll um dich kümmerten, und du machtest Witze. Du amüsiertest dich, feiertest dein Leben.
Du schliefst ein mit einem Cheshire-Grinsen und spürtest dich von Wärme und Zärtlichkeit umspült, nachts träumtest du vom frühjährlichen Sommer mit all seinen Düften und Geräuschen.
Und dann kamen die Auftritte, die dir eine ganz neue Art von Spaß brachten, wie im Rausch spieltest du das große Theaterstück mit, das sich in deiner Gegenwart wohl soeben zutrug.
Du genossest jeden Atemzug, sogar die anstrengendsten, denn du warst glücklich und dankbar für das großartigste Geschenk, das dir je zuteilwurde.
Und es veränderte dich, du wurdest ausgeglichen, ruhig und liebenswürdig. Du wurdest wandelndes Dopamin.
Ein Traum, ja, es war dein Traum und er würde es für immer bleiben. Denn selbst in den Nächten, in denen es regnete, waren die Stimmen ganz weit weg. Sie waren da, aber sie waren weit entfernt.
In ihrer distanzierten Dunkelheit flüstern sie: „Sie lebt in einer Traumwelt, man kann ihr nicht mehr helfen.“ Oder manchmal auch: „Es wird das Beste sein, sie für ihre restlichen Tage ruhigzustellen.“
Jedoch, selbst wenn du diese Ausdrücke wahrnahmst, dann wusstest du stets, die Nacht ist kurz, der Rest deines schö-nen Lebens noch so lang. Und so bewahrtest du deine Eleganz und Wärme, driftetest weiter in die Glückseligkeit, hattest deinen Spaß und bliebst sorglos, bis nur noch weiße Wände zu sehen waren.