Weser-Kurier berichtet über die Preisverleihung und Abschlussveranstaltung der 4. Berner Bücherwochen

Die besten Beiträge aus 400 Einsendungen

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Abschlußveranstaltung Berner Bücherwochen
Reinhard Rakow, Organisator der Bücherwochen, konnte gestern Preisträger begrüßen und am Abend die letzte Veranstaltung der 4. Bücherwochen mit Schauspielerin Hannelore Hoger gestalten.

Die Berner Bücherwochen 2013 sind zu Ende gegangen. Den Abschluss bildete gestern die Bekanntgabe der Preisträger der besten Beiträge für die Anthologie „Trotz alledem“. Am Abend krönte Bücherwochen-Initiator Reinhard Rakow das vierte „Fest der Kultur rund ums Wort“ mit einer Konzertlesung von Hannelore Hoger und Nina Tichmann in der Warflether St. Marienkirche.

Bürgermeister Franz Bittner wertete die vierten Bücherwochen als Glanzpunkte und lobte das tolle Jahr, das von Berne ausgegangen sei. „Viele beneiden uns, dass wir solche Tage in Berne haben“, freute er sich als Bürgermeister und bilanzierte als Mitglied der Jury: „Was präsentiert wurde ist preiswürdig.“ Die Jury habe es in diesem Jahr nicht leicht gehabt, unter den mehr als 400 Einsendern erste Preise zu vergeben, betonte Reinhard Rakow. Denn „wir zeichnen nicht Autoren sondern Beiträge aus.“ Manche Texte seien von Herzen geschrieben, aber genügten oft nicht dem literarischen Anspruch, ergänzte Verleger Alfred Büngen.

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Carina Göbel hat im Bereich Jugend gewonnen und kommt aus Vechta, Ingrid Menke-Höglund hat die Jury mit ihrer Kurzgeschichte „Einer unendlichen Kette gleich dauert es fort“ überzeugt, und Nicoleta Craita Ten‘os Text „Martin Hook“ ging unter die Haut.

Fünf Veröffentlichungen

Die Jury, der außer Rakow und Büngen Geschäftsführer Michael Brandt von der Oldenburgischen Landschaft, der Landtagsabgeordnete Björn Thümler, die Schriftstellerin Jana Jürß und der Literaturwissenschafter Jürgen Thöming angehörten, sei überein gekommen, so Rakow, bei den Hauptpreisen das Preisgeld von 2150 Euro zu dritteln. Zusätzlich vergab die Jury zwei Sonderpreise in den Rubriken Jugend (dreimal 80 Euro) und Lyrik (zweimal 250 Euro).

Verleger Alfred Büngen erinnerte daran, dass innerhalb eines befristeten Zeitraums fünf Publikationen im Landkreis Wesermarsch verwirklicht wurden – also in einer recht kleinen Region. Er selbst freue sich insbesondere über die Patenschaften, die zwischen Schülern des Gymnasiums und der Förderschule Brake entstanden seien. Hier sei – ausgehend von den Schülern selbst – aktive Inklusion gewachsen. „Die Schulbuchprojekte sind ein Vorzeigeprojekt der Bücherwochen“, lobte Reinhard Rakow. Alfred Büngens Geest-Verlag sei es auch, über dessen Homepage viele Einsender erst auf die Bücherwochen aufmerksam werden. „Was durch Literatur bewegt wird, kann man schlecht ermessen“, so Rakow. „Aber: Viele sind durch die Bücherwochen animiert und ermutigt worden, mit ihren Beiträgen an die Öffentlichkeit zu gehen.“

Scharfzüngiger Beitrag

Zu den Preisträgern der Anthologie „Trotz alledem“ gehörte als einziger aus der Wesermarsch der Berner Georg Skrypzak. Seinen satirischen Beitrag „Modrige Pilze“ hatte Juror Jürgen Thöming als „scharfzüngig, aber auch altersweise gutmütig“ bewertet, als „anregenden Aufsatz voll von guten, lesenswerten Ideen“. Aus dem Sauerland stammt Ingrid Menke-Höglund, deren Kurzgeschichte „Einer unendlichen Kette gleich dauert es fort“ der Jury ebenfalls preiswürdig erschien. Der ergreifende Text verwebt kunstvoll die Gegenwart einer Nichte mit dem Kriegsschicksal deren Tante.

Unter die Haut ging der Text „Martin Hook“ der 30-jährigen Nicoleta Craita Ten’o, einer gebürtigen Rumänin, die seit dem achten Lebensjahr Gedichte schreibt, seit dem 13. jedoch verstummt ist. Ihr Beitrag über Pädophilie ließ die Zuhörer erschauern. Sie selbst war zwar anwesend, ihren Text trug Alfred Büngen vor.

Keine der beiden ausgezeichneten Lyrik-Verfasserinnen war zur Preisverleihung nach Berne gereist. Kathrin Külow aus Berlin und Manuela Wingenfeld aus Paderborn hatten sich mit „Alfred Andersch“ (Külow) und „Gedenkstätte Barhof, 2013“ (Wingenfeld) Sujets gewählt, die in der komprimierten Form des Gedichts sehr eindringlich wirkten.

Von den drei Nachwuchs-Autoren zwischen 15 und 18 Jahren hatte nur die 18jährige Carina Göbel aus Vechta den Weg nach Berne auf sich genommen. Sie las ihre märchenhafte Kurzgeschichte „Es war einmal“, die von der Jury „als ein starkes Stück mitdenkender Literatur“ gelobt wurde. Milena Heuermann aus Hannover und Lucian Krautstein aus Jade hatten die beiden weiteren prämierten Texte verfasst.