Zu Jenny Schon, BaumGespräche

Zu Jenny Schon, BaumGespräche, Lyrik, Geest Verlag, 2024:

Der Lyrikband liegt jetzt auf meinem Nachttisch und sorgt für gute Nachtlektüre.
Herzlichen Glückwunsch zu diesem weiteren Buch, das mich nachhaltig beeindruckt.
Es ist so reichhaltig in der Bedeutung der Themen, in der Reichweite der Aufmerksamkeit und vor allem immer: so schlafwandlerisch im Gebrauch der Sprache, so leichtläufig, leichtfüssig  mitnehmend, und gleichzeitig auch jedem Wort und jeder Silbe ihr eigenes Gewicht gebend. Das Lesen bereitet mir eine reine Freude an der Sprache und an den Beobachtungen und an den gelebten Erfahrungen. Gleichzeitig fühle ich den Schmerz des Verlusts einer höchst individuellen Baumreihe an der Cornelsenwiese, wo jetzt nur noch ein Mauerwerk zu sehen ist. Starren auf Starres ...

Die Anregungen zu den Gedichten stammen ja nicht nur aus dem Anschauen von und Leben mit Bäumen, ein wunderbares Thema, sondern auch aus den reichhaltigen Lektüren und der genauen Kenntnis der historischen Landschaft Berlins und des wachen Mitfühlens des Tagesweltgeschehens. Diese Mischung aus sinnlicher Empfindung, literarischer Bildung und politischer Wachheit finde ich wunderbar. Das Buch hält Entdeckungen bereit, wo immer ich es aufschlage. Zum Beispiel die Beschreibung des Himmels:
Die Gestirne stehen
Unergründlich
Orion schnallt den Gürtel
Das Himmels-W widersteht dem schwarzen Loch

Einfach unvergeßlich!
“Selten bekam ich Lob! steht auf S. 190. Das hat sich zum Glück geändert .. Ich stimme mit ein in den Chor des Lobes und sage:
Vielen vielen Dank für diese unergründliche Schatzkiste!
A.

(Foto: Jenny Schon bei Lesung zu Ausstllung "Frauen und Bäume" mit zwei Baumfrauenfiguren)