Dora Drescher - Sieg

Dora Drescher
Sieg

Zerbrochen, gemahlen, gestanden
auf Knien.
Sieh mich an. Sieh mir in die Augen. Geflüs-terte Laute
Wahrheit, so schnell verloren. Es reicht
ein Schrei.
Zähne. Spitz
es sind zwei.
Ich bin allein,
auf dieser Welt
kann nur einer überleben.
Wer entflieht?
Wer bekommt?
Wer verschwendet Tränen
für diese Utopie
bin ich bereit zu töten.
Zu Siegen um
Du
Verlierst.
Du stehst, Kopf hoch, Messer im Mund eine Waffe in der Hand
und merkst nicht
die Leichen, auf die du trittst.
Merkst nicht das Blut aus deinen Augen.
Vielleicht siehst du deswegen nicht, warum du alleine kämpfst.
Der Sieg war nie deiner zu ergreifen.
Der Sieg war verloren, als die Uhr bei eins,
als die Kugel dein Ziel,
als dein Herz
verstummte.

 

(während des Aufenthalzs in der Gedenkstätte Ravensbrück geschrieben)