Pablo Neruda - Ostseeruinen (Gedicht des Tages)

von Pablo Neruda autorisierte Übersetzung aus dem chilenischen Spanisch
von Heinz Fischer, München

Ostsee-Ruinen

Danzig, vom Krieg zersiebt,
zerrissene Rose -
wie ein Gespenst unter Gespenstern,
zwischen dem Meergeruch
und dem hohen hellen Himmel,
zwischen orangesilbernen Trümmern,
ging ich durch deine Ruinen.
Der Nebel drang mit mir ein,
die eisige Schwade,
und im Herumirren
entwirrte ich die Straßen
ohne Häuser und Menschen.

Neuer Schreibwettbewerb der vhs Vaterstetten für Jugendliche "ORTE"

Das vertraute Zimmer,  in dem wir uns doch glücklich, sicher und behütet fühlen sollten, die neue Wohnung, das neue Haus, das noch Spuren früherer Bewohner trägt, die alte Ruine, die Scheune, das Baumhaus, in denen wir als Kind gespielt haben, bis eines Tages...
Überall im Leben, im gelebten, im erdachten, im gefürchteten, im geliebten, umgeben uns Orte oder Behausungen.
Aber sie sind nicht tot. Sie beherbergen oder umgeben uns nicht nur, sie beeinflussen uns, sie formen uns.Sperren sie die Welt aus oder uns ein?

29.02.20

Ausschreibungen: 

Jochen Keth - Alte Geister (Gedicht des Tages, gelesen vom Autor)

Alte Geister
 
Sie beschwören mit dumpfen Parolen,
mit Gesichtern, die lange vermummt,
singen ihre Lieder ganz unverhohlen,
die allerdings waren niemals verstummt.
 
Und lächeln geputzt in Biedermanns Garten,
erhalten in feinsten Gewändern Applaus,
doch Masken fallen,
guckt unterm Rock das braune Hemd längst heraus.
 
Erheben Deutschland, Deutschland über alles, 
träumen noch immer vom reinen Blut,
zündeln, verprügeln und jagen,
also Deutschland, Deutschland, sei auf der Hut.
 

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