Gedicht des Tages

Gerhard Butke - Gartentheologie (Gedicht des Tages)


Gartentheologie

Nach Eden
gen Osten hin
der Garten
aller Gärten
bewässert von
Euphrat und Tigris
mit Bäumen
und Blumen
und Samen die
Früchte bringen
und grünem Kraut
im Überfluss

Nach Gethsemane
wo Oliven wachsen
Ort der Stille
und des tiefen Schlafs
wo EINER nur wacht

Und darüber hinaus
nach Golgatha
an der Stätte
wo ER gekreuzigt wurde
ein Garten
ein leeres Grab
wo der Mandelzweig blüht

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Frauke Tuttlies - Rudi hat Köpfchen (Gedicht des Tages)



 

Rudi hat Köpfchen

 

Die Gesichter der Häuser,
verschlossen.
Abweisend standen sie,
eine Reihe.
Nr. 19 fiel nicht aus dem Rahmen. Und doch

schlummerte etwas hinter der stillen Fassade.

Vor dem Eingang stapelten sich Bewerber,
warteten auf die Öffnung der Pforten
zum Besichtigungstermin.
Unwillkürlich suchte ich Abstand.

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Pablo Neruda - Ostseeruinen (Gedicht des Tages)

 

 

von Pablo Neruda autorisierte Übersetzung aus dem chilenischen Spanisch
von Heinz Fischer, München

Ostsee-Ruinen

Danzig, vom Krieg zersiebt,
zerrissene Rose -
wie ein Gespenst unter Gespenstern,
zwischen dem Meergeruch
und dem hohen hellen Himmel,
zwischen orangesilbernen Trümmern,
ging ich durch deine Ruinen.
Der Nebel drang mit mir ein,
die eisige Schwade,
und im Herumirren
entwirrte ich die Straßen
ohne Häuser und Menschen.

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joachim schlichte - grenzwertige geschichts betrachtung nicht klitterung (Gedicht des Tages, gelesen vom Autor)

grenzwertige geschichts
betrachtung nicht klitterung

der kaiser hat
zum trost
seinen garten geöffnet

grenzwerte werden nach oben korrigiert

die kongress ab
geord
neten sollen weiter ihr

salär erhalten der postbote wie der in den heiligen kampf
geschickte nicht

einziger rest nebst risiko
mensch
zu sein im kniefall

vorm balkon mit heil nach links oder rechts
is sich wurscht oben
 

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Günter Ullmann - Jugend (Gedicht des Tages)

JUGEND
In der ersten Hälfte des Jahrhunderts
tobten 2 grausame Weltkriege.
Ich hatte Glück und wurde erst 1946 geboren.
In beiden deutschen Staaten konnte man einigermaßen leben,
weit besser als in vielen anderen Teilen der Welt.
In beiden Staaten war es etwas muffig und spießig
(Beide Deutschlands waren mehr und weniger
Obrigkeitsstaaten),
und trotzdem ging es den Meisten nicht schlecht.
Im reichen Westen gab es mehr Demokratie und Freiheit.
Und für die traten wir an.

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