Gedicht des Tages

Marianne Pumb-Kammerjammer (gedicht des Tages am 2. Mai)

Kammerjammer

Mir ist so jammer
jämmerlich
geh in die Kammer
kämme mich

Herz gebrochen
Kochen entwichen
Schönheit ist schon
lange verblichen

Haare struppig
Freude verdorrt
ich will aus meinem
Leben fort

Bin schon kläglich
schwach, knitterlich
will nicht werden
noch bitterlich

Klage, verzage
für mich dahin
kommt doch die Sonne
mir in den Sinn

Gucke aus meinem
Kammerloch

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Vanja Michailova - Verzweiflung (Gedicht des Tages)

 

 

VERZWEIFLUNG

Eines grauenhaft strahlenden Morgens
erwachte ich erneut widerwillig
in der Welt der Tatsachen.
Ich hasste mich
und verachtete die Menschheit.
Also stieg ich auf den Dachboden hinauf,
holte meine Kinderpistolen heraus
und überlegte fieberhaft,
ob ich mich erhängen
oder die Menschheit erschießen sollte.

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Marina Richter - Ich träumte (Jugendliche melden sich zu Wort)


Marina Richter
Ich träumte

 

ICH TRÄUMTE

Ich träumte, ich wäre ein Fisch
auf dem Trockenen.
Ich träumte, ich wäre ein Welpe
auf der kalten Straße.
Ich träumte, ich wäre ein Vogel
    mit gebrochenen Flügeln.

Albträume, alles Albträume!
Sie nehmen mich gefangen,
ziehen mich hinunter
und lassen nicht mehr los.
Hilfe, ich brauche Hilfe!
Drohe zu ertrinken in mir selbst!

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Marianne Pumb - Die Rabenmutter (Gedicht des Tages)

Die Rabenmutter
(ein Heldinnenepos)

Rabenfrau und Rabenmann
konnten sich gut leiden
balzten im Spätwinter dann
bauten’s Nest aus Zweigen
oben hoch im Baum.

Sie träumten ihren Traum
von sieben kleinen Raben
die wollten sie gern haben.

Und schon Ende Februar
brütete die Schwarzmama
bläulich Eier   wunderbar
und der stolze Rabenmann
schaffte flink das Essen ran.

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Frauke Tuttlies - Rudi hat Köpfchen (Gedicht des Tages)

Download: Audio icon Tutlies.mp3

Rudi hat Köpfchen

Die Gesichter der Häuser,
verschlossen.
Abweisend standen sie,
eine Reihe.
Nr. 19 fiel nicht aus dem Rahmen. Und doch

schlummerte etwas hinter der stillen Fassade.

Vor dem Eingang stapelten sich Bewerber,
warteten auf die Öffnung der Pforten
zum Besichtigungstermin.
Unwillkürlich suchte ich Abstand.

Sah mich um.
Rannte zur nächsten Straßenecke, in den Blumenladen,
erstand eine Pfingstrose. „Ein Bestechungsversuch“,
die Maklerin nahm meine Rose, musterte mich.
Ich bekam die Wohnung.

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