Wie du
mich begrüßt
Hände fassen
an Schultern
leises Lächeln
rechts und links
der Kuss
ein Hauch
der die Haut
nur streift
und die Luft
bewegt
lange Sekunden
nah beieinander
so eröffnen wir
diesen Tag.
9.00 Uhr
Aufgestanden, zwei Stunden zu spät. Verdammt, meine Mutter macht mir die Hölle heiß!
10.00 Uhr
Auf dem Weg zur Schule. Festgestellt, dass die Spanisch-Hausaufgaben fehlen. Begründung: Ich kann kein Spanisch. Ich konnte es noch nie. Werde es nie können. Lösung: Keine. Folge: An-schiss, Einreden eines schlechten Gewissens sei-tens der Lehrerin.
Er hat immer gegrüßt also ich
habe ihm eine Karte geschickt
es ist sehr schwer so jung
er hat vorher Kopfschmerzen gehabt
nimmt noch ne Tablette geht
zum Sport fällt um und ist tot
so schnell geht das
ich sag mir man hat auch
seine Wehwehchen
aber was ist das dagegen
Am Mittag oder früher
Bleibt die Zeit
Manchmal stehen
Beim Anblick einer Blüte
Eines segelnden Vogels
Des gefallenen Steins
Der zum Anstoß wird
Zum Dank für die Größe
Die Stille im Herzen
Dann fließt sie wieder
Als sei nichts geschehen
Die Welt zeigt sich verändert
Auf dem Bogen
ein kleines Kästchen,
das auf ein Kreuz wartet:
Krankheit und Behinderung?
Dünn geschrieben, ein Zusatz,
auch infolge von Krieg.
Abgetastet werden,
Mann, Frau, Kind,
als könne ihr Fleisch
alte Schmerzen verraten.
Abgehorcht ihre Brustkörper,
als klinge in ihnen
der Hall von Schüssen.
Wie sollen
in das kleine Kästchen
die Albträume passen,
wie die geweinten Tränen
und die ungeweinten?
Bannt das Kreuz die Schrecken?