Anniket Khatri - Elfenbeine in den Ohren (Jugendliche melden sich zu Wort)



Alle Menschen werden
zwei Elfenbeine
in ihren Ohren haben,
auf ihren Händen dicke Brüste.
Auf der Stirn wird ihnen
noch eine Nase wachsen,

Das Geschlecht wird
bei den Männern länger und
bei den Frauen flacher.
Die Beine werden kürzer.
Schließlich werden alle Menschen
behaart sein und sich
wie Affen entwickeln.
Sie werden von Tag zu Tag
kleiner werden und
ihr Rücken wird
wie ein Bogen sein.

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Ursula Sieg - Für Hilde Domin (Gedicht des Tages)

FÜR HILDE DOMIN*

ALLEIN
UNTER TAUSENDEN
DIE EINE
ROSE
SPRICHT
FLÜSTERT
DUFTIGE WORTE
DIE SCHWEBEND
DIE HERZEN ERREICHEN
GAR HAFTEN BLEIBEN
IM ROT

*Hilde Domin (Lyrikerin): geb. 27.7.1909 in Köln, gest. 22.02.2006 in Heidelberg

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Buch: 

Literaturstipendium „Stadtbeschreiber*in für Dortmund 2026“

Ausschreibung
Literaturstipendium
„Stadtbeschreiber*in für Dortmund 2026“
Auf Beschluss des Rates der Stadt Dortmund wird jährlich das Literaturstipendium
„Stadtbeschreiber*in für Dortmund“ vergeben. Deutschsprachige Autor*innen sind
eingeladen, sich jetzt zu bewerben, um im Folgejahr sechs Monate (Mai bis Oktober)
in Dortmund zu leben und zu arbeiten.
Das Stipendium bezieht sich thematisch auf städtische Wandlungsprozesse, Neue
Urbanität und die damit verbundenen gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüche.

20.07.25

Ausschreibungen: 

Ulrike Kleinert - Untersuchung zwecks Ausstellung eines ärztlichen Attestes (Gedicht des Tages)



 

Auf dem Bogen
ein kleines Kästchen,
das auf ein Kreuz wartet:
Krankheit und Behinderung?
Dünn geschrieben, ein Zusatz,
auch infolge von Krieg.

Abgetastet werden,
Mann, Frau, Kind,
als könne ihr Fleisch
alte Schmerzen verraten.
Abgehorcht ihre Brustkörper,
als klinge in ihnen
der Hall von Schüssen.

Wie sollen
in das kleine Kästchen
die Albträume passen,
wie die geweinten Tränen
und die ungeweinten?
Bannt das Kreuz die Schrecken?

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Katharina Körting - Herbstmai (Lied, gesungen von der Autorin)

Herbstmai

Die Wolken am Himmel sind auch in meinem Herzen
Ihr Regen fließt
auch in mir

Befeuchtet die Liebe Befeuchtet die Last
Befeuchtet die Triebe der Lebenshast
Fällt auf meine Schwere Fällt auf meine Seen
Ich will daraus schöpfen Will drin baden gehen

Die Schwermut des nahenden Sommers
Zieht in meine Seele ein
Ich will unbedingt ganz schlimm allein sein
Und alles, nur ja nicht allein

Der Flieder verschenkt seine Schwaden
Ich atme sie wehmütig ein
Der Abend lässt lang auf sich warten

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