Gedicht des Tages

Thi Quynh Anh Nguyen - Der kahle Karl (Gedicht des Tages)

- gesprochen von der Autorin -

Einst lebte ein armer kahler Karl.
Kahl, weil er keine Haare hatte.
Arm, weil er noch jung war.
Der arme kahle Karl konnte nichts dafür.
Er war kahl. Der Arme.
Der kahle Karl war ein ganz komischer Junge.
Er spielte weder mit den anderen Kindern
Noch mit den anderen kahlen Karls,
Den alten kahlen Karls.
Karl war komisch.
Karl war kahl.
Karl blieb immer zu Hause.
Auch da spielte er nicht.

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Wolfgang Buchhorn - Dank ist nicht Liebe (Gedicht des Tages)

Dank ist nicht Liebe

Vieles, wenn nicht alles
Verdanke ich Menschen
Die ich nicht kenne
Oder nur flüchtig

Ich stehe in ihrer Schuld
Und bin nicht schuldig
Wohl dankbar

Sie gaben ungefragt
Und
Unerwartet
Zeigten gangbare Wege
Stellten antwortlose Fragen
Und ließen mich sein

Ich nahm es hin
Verspätet befremdet tonlos
Erst Jahre später begriff ich
Und schickte meinen Dank ins All

Dank ist nicht Liebe
Er befreit nicht klagend
Zum offenen Wandel

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Wolfgang Bullerdiek - Was nun? (Gedicht des Tages)

 

Man sagte mir:

Mit der Sünde kommst du
nicht ins Paradies;
dort sind nur die Reinen
und die –
die verzichtet haben.

Man sagte mir:

Das mit der Überwindung,
es ist Schwindel,
damit die, die oben sind,
besser fressen und herrschen
können.
Und es gibt überhaupt kein
Paradies!
Es gibt nur dies eine Leben,
das bald vorbei ist.

Und ich fand:

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Olivier Theobald - Die Kraft des Überflüssigen (Gedicht des Tages)

Die Kraft des Überflüssigen

Die Kerze auf der Decke
Die Beere auf der Torte
Die Weine aus dem Keller
Die Blume in der Vase
Ein Lächeln –

Der Kamin in der Ecke
Die Wärme mancher Worte
Die Farbe der Propeller
Das Glück der guten Nase
Ein Lächeln –

Die Bücher in den Regalen
Gemälde hinter dem Flügel
Teppiche auf dem Boden
Wilde Füchse im Garten
Ein Lächeln –

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