Gedicht des Tages

Safinaz Hallioglu - auge der zuneigung (Gedicht des Tages)



 

Auge der Zuneigung

Das Auge der Zuneigung entfernte ich eines Tages
Um ohne Hilfe die Umgebung zu schauen
Die Farben verzerrten sich, gesichtslos die Gesichter
Liebe verachtet, Güte umgekippt

Nachtigallen ohne Zunge, Mütter herzlos
Bäume ohne Ast blätterlos sah ich
Freunde, Verwandte, leiden konnte ich nicht mehr
Alle als meine Feinde empfand ich

Der Himmel auf Erden zur Hölle werdend
Was Mitleid heißt, wusste ich nicht mehr
Ekelte mich vor allem, was ich sah
Auch hören wollte ich nichts mehr

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Jenny Schon - Doch (Gedicht des Tages)

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Doch …
ich habe viel zu sagen
entgegenreden
nicht kleinreden das Alter
Doch will ich Höchstleistungen
Erfolge gerade jetzt
Ich möchte nicht sitzen
und schweigen
Jetzt sagen meine
grauen Haare was
ich alles gelernt
Meine Falten
Warum ich gelacht
Und meine Tränensäcke
Warum ich geweint.
Warum also sollte
ich stille sein
Und dem ewigen Gesang
der Vögel lauschen

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Karin Flörsheim - Kühler Morgenwind (Gedicht des Tages am 2. Juli)

Kühler Morgenwind

Kühler Morgenwind
Auf warmer Haut
Unruhe
Breitet sich aus

Zurück in meinen
Raum
Möchte ich gehen
Finde die Türe nicht

Spät am Abend
Nach Irrwegen durch
Gärten und Wolken
Geh ich in die Wärme
Meines Tuns

Mein Tisch strömt
Den Tag aus
Er ist mir nicht fremd
Doch ich finde mich nicht

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Bullerdiek, Wolfgang - Der Gefangene (Gedicht des Tages)

Der Gefangene

Spöttisch wirft die Sonne
das Gitter auf mein Buch.
Die Stäbe stehen
zwischen den Zeilen.

Jeder Vogel sagt,
er singe nicht für mich.
Auf die Wände, die verzeichneten,
malt das Gitter schwarze Streifen.
Und nachts manchmal
kommt der Mond – ein bleiches Kalb.

Worte, Seiten, Lügen, Trug:
Geschmückte Grenzpfähle
verzagender Gedanken.
Hastig lege ich
die Stunden ab.
Doch kehrt Heute morgen
als Gestern zurück.

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Jacek T. Zielinski - Der Fremde (Gedicht des Tages)

Zielinski, Jacek T. - Mein Zahir. Gedichte

DER FREMDE

Als Fremder erwache ich auf mir
gut bekannten Planeten
zwischen dem Geräusch der Milchflaschen
und dem Schreien der Nachbarn.
Die Hunde bellen, die Betten schwitzen,
Fabriken schmeißen den Rest
nächtlicher Schichten heraus.

Ich liege im Weiß der Bettwäsche,
als wäre ich eine Braut,
Sklavin der Vernunft,
älter als Liebe.

Ich bin abwesend.

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Thomas M. Mayr - Losjagen (Gedicht des Tages)

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Losjagen

 

Noch einmal loslaufen

ohne Ziel

und frei der Zeit

Staub unter den Zehen

und von dort unten

den Schrei

durch den Körper jagen

bis in die Haarspitzen

spüren was keimt

den Wind mit meinem Geruch färben

der Sonne meine Haut unter die Strahlen reiben

mit den Vögeln um die pure Lust lachen

und singen

singen

bis Antwort kommt

und die Blätter fallen

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