Gedicht des Tages

Thomas M. Mayr - Losjagen (Gedicht des Tages)

 

Losjagen

 

Noch einmal loslaufen

ohne Ziel

und frei der Zeit

Staub unter den Zehen

und von dort unten

den Schrei

durch den Körper jagen

bis in die Haarspitzen

spüren was keimt

den Wind mit meinem Geruch färben

der Sonne meine Haut unter die Strahlen reiben

mit den Vögeln um die pure Lust lachen

und singen

singen

bis Antwort kommt

und die Blätter fallen

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Stanislaw Wygodzki - Alles erinnert mich an dich (Gedicht des Tages)

Heiser, Dorothea (Hg.) Wygodzki, Stanislaw - Tagebuch der Liebe

 

 

Alles erinnert mich an dich:
im offenen Fenster des Himmels Blau,
im Wind biegsam und schwankend das Gras,
die fernen Bäume, regennaß.

Alles erinnert mich an dich:
der Lokomotive fernes Pfeifen,
die Nebelschwaden bläulichblaß,
am Straßenrand der Busch, vom Sturm zerzaust.

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Brigitte Spreitzer - Wie oft muss ich die Hände (Gedicht des Tages)

 

Spreitzer, Brigitte: Rief es nicht

 

Wie oft muss ich die Hände
ins Gletschermeer tauchen bis
sie an Dich rühren dürfen?
Wie viele Mal den Mund
ans Eis legen bis
er durchschmilzt zu Dir?
Du weißt
ich bin längst auf dem
Weg ins kristallene Schweigen
Genährt nur vom
Weiß zwischen Dir und mir.

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Pablo Neruda - Ostseeruinen (autorisierte Übersetzung aus dem chilenischen Spanisch von Heinz Fischer, München)

 

Ostsee-Ruinen

Danzig, vom Krieg zersiebt,
zerrissene Rose -
wie ein Gespenst unter Gespenstern,
zwischen dem Meergeruch
und dem hohen hellen Himmel,
zwischen orangesilbernen Trümmern,
ging ich durch deine Ruinen.
Der Nebel drang mit mir ein,
die eisige Schwade,
und im Herumirren
entwirrte ich die Straßen
ohne Häuser und Menschen.

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Volker Galle - Bahngleise (Gedicht des Tages)

 

bahngleise

die trauer beim anblick des sprießenden krauts
zwischen den bahngleisen.
heute morgen
bin ich verblüht am rande
einer kaffeetasse.
aprikosen
hatten wahllos am bettrand gelegen. der wind frischte auf.
jetzt
bin ich schon wieder zu weit in den tag verwickelt.
mit jedem atemzug
verlasse ich die welt einmal mehr.
angenehme trauer
des loslassens: welches auge bleibt?

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