Rainer Weingärtner - Marode Ode zum Lob der Xenophobia (Gedicht des Tages)

Marode Ode zum Lob der Xenophobia

Sie fliehen Hunger – Krankheit – Morden –
›Freiheit – das Wort unbekannt‹
hoch in den fremden – kalten Norden –
hoffend ins gelobte Land .

Sind uns nur gier’ge – schwier’ge Horden –
all ihre Not unint'ressant.
Was kümmern uns schon ihre Sorgen –
Verzweiflung – Hoffnung ungenannt.

Würden gern von heut auf morgen
nach Elendland sie rückentsorgen.
Auch wenn sie nur vom Übertand
ein wenig Glück sich borgen.

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Buch: 

Melanie Michels - Ein kleines Mädchen (Gedicht des Tages)



 

Ein kleines Mädchen

macht kleine Schritte

fällt und weint

steht auf

lernt zu laufen

greift nach der Sonne

verbrennt sich die Finger

kühlt sie im Wasser

fällt hinein

hört auf zu atmen

lernt schwimmen

kriecht ans Ufer

läuft auf dem Boden

durch Scherben

wäscht das Blut ab

mit Wasser

fällt hinein

und ertrinkt

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Mariam Serhan - Wenn (Jugendliche melden sich zu Wort)

Download: Audio icon serhan wenn.mp3



 

Wenn

Wenn
ich den Ozean
als Tinte
verwenden würde,
um mein Leben
auf Papier zu fassen,
frage ich mich,
ob mir das Wasser
reichen würde

Bald
wird es die Zukunft
nicht mehr geben.
Dann werden wir alle
in der Vergangenheit
leben und
diese Gegenwart
wird
unsere Zukunft

Wie
tief und breit
das Wasser des Ozeans
auch sein mag,
die Welt ist
vergänglich

Heute
leben wir
auf der Erde,
morgen
unter ihr

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Ulrike Kleinert - Der Krieg in den Kindern (Gedicht des Tages)

Ulrike Kleinert
Der Krieg in den Kindern

 

Der Krieg in den Kindern

Eines Tages erreichte der Krieg Deutschland.
Er kam nicht mit Gewehren,
Granaten und Soldaten.
Er kam schlafend
auf dem Arm einer Mutter,
als Säugling.
Er schrie laut,
war hungrig und fror.

Neue Papiere bekam der Vater,
nur einen Staat nicht,
der sie alle nimmt
als seine Bürger.
Was soll ein Krieg
mit Staat und Papier?
Der Krieg will nur
den Krieg.

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